Der Standard

Ärger über Hofers Grüße aus der Heimat

Ein Schreiben des blauen Hofburg-Anwärters an Auslandsös­terreicher sorgt für neuen Unmut: Dass die FPÖ deren Daten besitzt, ist legal – doch die ungefragte Verwendung keineswegs.

- Nina Weißenstei­ner

Wien – Neuer Tag, neue Aufregung rund um die Hofburg-Wahl: Seit Mittwoch beschweren sich zunehmend Auslandsös­terreicher, die ein von Norbert Hofer gezeichnet­es Schreiben per E-Mail erhalten haben, in dem sie der FPÖKandida­t über „unschöne und unwahre Gerüchte“aufklärt, die der politische Gegner „in der heißen Phase des Wahlkampfe­s“streut.

„Meine Kritik an der Pannenseri­e“, ist da etwa zu lesen, „wurde von etlichen Medien und politische­n Mitbewerbe­rn als eine Forderung nach einer Abschaffun­g der Briefwahl gewertet. Eine solche Interpreta­tion ist jedoch völlig falsch.“Dazu hofiert Hofer die Angeschrie­benen mit den Worten: „Sie und alle anderen im Ausland lebenden Österreich­erinnen und Österreich­er sind eine einzige Visitenkar­te unseres wunderbare­n Landes.“Abschließe­nd empfiehlt sich der Präsidents­chaftsanwä­rter „mit den besten Grüßen aus Ihrer österreich­ischen Heimat“.

Ein in München ansässiger Oberösterr­eicher beschwert sich im STANDARD- Gespräch: „Mich stört das massiv, und mich wundert, wie die FPÖ an meine E-MailAdress­e kommt.“Der Vöcklamark­ter will der Partei nun zurückschr­eiben, dass er sich „jegliche Kontaktauf­nahme verbietet“.

Ähnlichen Unmut verursacht Hofers Wahlschrei­ben auch bei einem Mann, der derzeit im australisc­hem Adelaide lebt und daran zweifelt, dass „Hofers Aussendung mit den Regeln des fairen Wahlkampfe­s vereinbar“ist. Auch er moniert, dass er weder Hofer noch der FPÖ „die Genehmigun­g erteilt habe, mich zu kontaktier­en“. „Woher hat er bloß die Adresse?“, fragt sich auch eine in Hamburg aufhältige Journalist­in, die festhält: „Von Van der Bellen kam übrigens nichts.“

Ob das nicht gegen das geltende Recht verstoße, fragen sich zudem die unfreiwill­igen Empfänger. Im Innenminis­terium hält man dazu fest: Seit 1993 habe der Gesetzgebe­r in Paragraf 3, Absatz 5 des Wählerevid­enzgesetze­s festgeschr­ieben, dass die Gemeinden die Daten ihrer Wahlberech­tigten halbjährli­ch dem Innenminis­terium übermittel­n müssen – und diese seien dann den im Parlament vertretene­n Parteien zu übermittel­n. „So lautet die bestehende Rechtslage“, erklärt Karl-Heinz Grundböck vom Innenminis­terium, „und was die Parteien damit machen, liegt in deren Verantwort­ung.“

Heißt: Dass Hofer die Daten besitzt, ist legal, denn zum Kontak- tieren geben viele Auslandsös­terreicher auch ihre E-Mail-Adresse an. Eine Einschränk­ung der Weitergabe der Daten wäre also allenfalls vom Parlament zu beschließe­n. Dennoch könnte das Mail Hofer Probleme bereiten – sofern es an mehr als 50 Empfänger und ohne deren Einwilligu­ng gerichtet worden ist, denn laut Telekommun­ikationsge­setz wäre dies ein Verwaltung­sdelikt.

Blaue Rechtsauff­assung

Zuletzt handelten sich die Neos damit Ungemach ein, als die Partei eine Massen-SMS am Wiener Wahlsonnta­g verschickt­e. Hofers Wahlkampfm­anager vertritt laut APA aber eine andere Rechtsauff­assung, denn: Die Verwendung der Daten zur Wählerinfo­rmation sei gemäß den der FPÖ „erteilten Rechtsausk­ünften zulässig“, behauptet er.

Für den zweiten Anlauf zur Präsidente­nstichwahl haben sich jedenfalls von den rund 400.000 Auslandsös­terreicher­n viel mehr in der Wählerevid­enz registrier­en lassen als für den Urnengang im Mai. Ihre Anzahl stieg von 42.830 auf 56.539 an. Dazu kommt: Beim letzten Stichwahls­onntag lag Alexander Van der Bellen noch hinter Hofer – und erst durch die Auszählung der Briefwahls­timmen konnte er sich beim später aufgehoben­en Urnengang Platz eins sichern. Die FPÖ rüttelt nicht erst seit diesen Tagen tatsächlic­h immer wieder an der Briefwahl, nicht jedoch am Wahlrecht für Auslandsös­terreicher. Denn die hätten aus der Sicht von Strache, Hofer & Kickl einen triftigen Grund, von dieser Möglichkei­t Gebrauch zu machen.

Am Mittwoch stieg übrigens auch eine der potenziell­en First Ladies in den Wahlkampf ein. Per Video wirbt nun Alexander Van der Bellens Ehefrau Doris Schmidauer, Geschäftsf­ührerin im grünen Parlaments­klub, für ihren Mann. Ihre Botschafte­n: dass VdB „jemand ist, der gut zuhören kann“. Und dass ihr guter Gatte nichts verspreche, „was er nicht halten kann“.

 ??  ?? Hofer wirbt per Mail um Auslandsös­terreicher, Van der Bellens Frau Doris Schmidauer mit Video für ihren guten Gatten.
Hofer wirbt per Mail um Auslandsös­terreicher, Van der Bellens Frau Doris Schmidauer mit Video für ihren guten Gatten.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria