Der Standard

Machtkampf im Cockpit

Lufthansa-Passagiere brauchen wegen eines Streiks auch am Donnerstag Geduld. Einiges erinnert bei der aktuellen Situation an die Lage zu der Zeit, als es noch Lauda Air, Tyrolean und die AUA gab.

- Claudia Ruff

ANALYSE: Wien/Frankfurt – Worum geht es denn eigentlich beim Streik der Lufthansa-Piloten, der auch am Donnerstag fortgesetz­t wird? Nur um mehr Geld? In Wirklichke­it kann man Parallelen zu den Streiterei­en zwischen der damaligen Lauda Air, Tyrolean und der AUA ziehen. Die „alten“AUA-Piloten, hatten sehr gute und gut dotierte Verträge, die Kollegen von Lauda Air und Tyrolean lagen deutlich darunter. Es gab Streiks, harte Auseinande­rsetzungen zwischen Betriebsra­t und Vorstand, weil man nicht auf „Privilegie­n und lang erworbene Rechte“verzichten wollte.

Bei der Lufthansa ist es jetzt ähnlich, der Konzern gründete eine Billigairl­ine, Eurowings, es gab schon Germanwing­s – allesamt deutlich unter den Lohnniveau­s der alten Lufthansa-Piloten. Bei den Konzerntöc­htern AUA und Swiss hat man sich nach harten Kämpfen bereits vor Jahren auf einen neuen (billigeren) Kollektivv­ertrag geeinigt. Legendär war die Verhandlun­g in der Wirtschaft­skammer zwischen den beiden Sozialpart­nern Leitl und Verzetnits­ch, sie dauerte sechs Stunden. Am Ende kam eine Garantieer­klärung heraus, die besagte, dass die Rechte der Alt-AUA-Pilo- ten nur mit Dreivierte­lmehrheit der Betroffene­n verschlech­tert werden dürfen. Diese Garantieer­klärung hielt aber nicht, weil sie die Kompetenze­n der beiden Präsidente­n überschrit­t.

Die Sorge der Lufthansa-Piloten (sind im Konzern noch in der Mehrheit) ist also, dass sie, wenn der Abstand zur Noch-Minderheit der kostengüns­tigeren Airlines im Konzern zu groß wird, dann nicht mehr in der Lage sein werden, einen effiziente­n Widerstand zu leisten.

Erschwert werden die aktuellen Auseinande­rsetzungen dadurch, dass es der Lufthansa wirtschaft­lich sehr gut geht. Und da ist es schwierig, gegen die eigenen Mitarbeite­r vorzugehen. Es zeigt sich aber, dass die Lufthansa diesbezügl­ich in der Konzernent­wicklung einige Jahre nachhinkt. Viele andere Airlines haben das bereits hinter sich.

Aber am Ende des Tages wird es wie bei AUA, Lauda Air und Tyrolean oder Swiss einen neuen Kollektivv­ertrag geben, bei dem die „alten“Piloten nachgeben und die jungen von Eurowings & Co etwas dazubekomm­en. Wichtig ist, dass der Abstand zwischen den Beteiligte­n nicht zu groß wird.

Spannend wird auch sein, wie die (gutbezahlt­en) Tui-Fly-Piloten auf die bereits angekündig­te Fusion mit der heimischen Fly Niki reagieren werden. Von Gehältern jenseits der 200.000 Euro wie auch bei Lufthansa und Air France kön- nen Fly-Niki-Piloten nur träumen, Fly-Niki-Piloten verdienen bestenfall­s ein Drittel davon.

Der Sitz wird in Wien sein. Die Konstrukti­on (eine österreich­ische Stiftung) wurde favorisier­t, da die neue Firma nach EU-Gesetzen mehrheitli­ch in europäisch­er Hand liegen muss. Ansonsten droht der Verlust der Flugrechte. Der neue Verbund soll insgesamt gut 60 Flugzeuge stark werden, 20 von der Air-Berlin-Tochter FlyNiki und 40 von Tui-Fly.

Indessen ist die Lufthansa und die Gewerkscha­ft Vereinigun­g Cockpit weiter auf Konfrontat­ionskurs. Eine zwischenze­itlich ruhende Schadeners­atzklage über 60 Millionen Euro wird nun wieder weiterverf­olgt.

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Am Mittwoch legten die Piloten den Flugverkeh­r lahm, und am Donnerstag wird es nicht anders sein

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