Machtkampf im Cockpit
Lufthansa-Passagiere brauchen wegen eines Streiks auch am Donnerstag Geduld. Einiges erinnert bei der aktuellen Situation an die Lage zu der Zeit, als es noch Lauda Air, Tyrolean und die AUA gab.
ANALYSE: Wien/Frankfurt – Worum geht es denn eigentlich beim Streik der Lufthansa-Piloten, der auch am Donnerstag fortgesetzt wird? Nur um mehr Geld? In Wirklichkeit kann man Parallelen zu den Streitereien zwischen der damaligen Lauda Air, Tyrolean und der AUA ziehen. Die „alten“AUA-Piloten, hatten sehr gute und gut dotierte Verträge, die Kollegen von Lauda Air und Tyrolean lagen deutlich darunter. Es gab Streiks, harte Auseinandersetzungen zwischen Betriebsrat und Vorstand, weil man nicht auf „Privilegien und lang erworbene Rechte“verzichten wollte.
Bei der Lufthansa ist es jetzt ähnlich, der Konzern gründete eine Billigairline, Eurowings, es gab schon Germanwings – allesamt deutlich unter den Lohnniveaus der alten Lufthansa-Piloten. Bei den Konzerntöchtern AUA und Swiss hat man sich nach harten Kämpfen bereits vor Jahren auf einen neuen (billigeren) Kollektivvertrag geeinigt. Legendär war die Verhandlung in der Wirtschaftskammer zwischen den beiden Sozialpartnern Leitl und Verzetnitsch, sie dauerte sechs Stunden. Am Ende kam eine Garantieerklärung heraus, die besagte, dass die Rechte der Alt-AUA-Pilo- ten nur mit Dreiviertelmehrheit der Betroffenen verschlechtert werden dürfen. Diese Garantieerklärung hielt aber nicht, weil sie die Kompetenzen der beiden Präsidenten überschritt.
Die Sorge der Lufthansa-Piloten (sind im Konzern noch in der Mehrheit) ist also, dass sie, wenn der Abstand zur Noch-Minderheit der kostengünstigeren Airlines im Konzern zu groß wird, dann nicht mehr in der Lage sein werden, einen effizienten Widerstand zu leisten.
Erschwert werden die aktuellen Auseinandersetzungen dadurch, dass es der Lufthansa wirtschaftlich sehr gut geht. Und da ist es schwierig, gegen die eigenen Mitarbeiter vorzugehen. Es zeigt sich aber, dass die Lufthansa diesbezüglich in der Konzernentwicklung einige Jahre nachhinkt. Viele andere Airlines haben das bereits hinter sich.
Aber am Ende des Tages wird es wie bei AUA, Lauda Air und Tyrolean oder Swiss einen neuen Kollektivvertrag geben, bei dem die „alten“Piloten nachgeben und die jungen von Eurowings & Co etwas dazubekommen. Wichtig ist, dass der Abstand zwischen den Beteiligten nicht zu groß wird.
Spannend wird auch sein, wie die (gutbezahlten) Tui-Fly-Piloten auf die bereits angekündigte Fusion mit der heimischen Fly Niki reagieren werden. Von Gehältern jenseits der 200.000 Euro wie auch bei Lufthansa und Air France kön- nen Fly-Niki-Piloten nur träumen, Fly-Niki-Piloten verdienen bestenfalls ein Drittel davon.
Der Sitz wird in Wien sein. Die Konstruktion (eine österreichische Stiftung) wurde favorisiert, da die neue Firma nach EU-Gesetzen mehrheitlich in europäischer Hand liegen muss. Ansonsten droht der Verlust der Flugrechte. Der neue Verbund soll insgesamt gut 60 Flugzeuge stark werden, 20 von der Air-Berlin-Tochter FlyNiki und 40 von Tui-Fly.
Indessen ist die Lufthansa und die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit weiter auf Konfrontationskurs. Eine zwischenzeitlich ruhende Schadenersatzklage über 60 Millionen Euro wird nun wieder weiterverfolgt.