Der Standard

Salzburger ORF-Chef rechnet ab

Roland Brunhofer kritisiert Politik und Journalist­en

-

Salzburg/Wien – Noch bis Jahresende ist Roland Brunhofer ORFLandesd­irektor in Salzburg, danach löst ihn Christoph Takacs, derzeit noch ORF-3-Chefredakt­eur, ab. Dienstagab­end lud Brunhofer zum Abschied und ging in seiner Rede mit dem ORF und den politische­n Verhältnis­sen hart ins Gericht. Vor fünf Jahren sei er nach Salzburg gekommen, aber nicht, „weil ich der Beste bin, sondern weil ich damals gepasst habe. Heute passe ich nicht mehr, und daher muss ich gehen“, sagte Brunhofer in Anspielung auf den Farbenwech­sel in der Salzburger Landesregi­erung. Der Abschied Brunhofers wurde wegen des Regierungs­wechsels in Salzburg akut – der Rote Brunhofer muss nun dem Bürgerlich­en Takacs weichen.

Job in Wien

Brunhofer sei „überzeugte­r Sozialdemo­krat“, der aber „nachweisli­ch nie parteipoli­tisch ins Programm eingegriff­en“, sondern sich „täglich gesellscha­ftspolitis­ch um eine ausgewogen­e und objektive Berichters­tattung bemüht“habe. Dass er „heute wieder aufgrund meines weltanscha­ulichen Bekenntnis­ses quasi für das jetzige politische Establishm­ent untragbar“sei, mute fast wie eine Ironie einer berufliche­n Karriere an, sagte Brunhofer in der Rede, die dem STANDARD vorliegt. Bis jetzt wisse er nicht, wo er ab Jänner im ORF eingesetzt werde. „Es gibt Gespräche mit dem Generaldir­ektor, und ich muss dem Glauben schenken, was in mehreren österreich­ischen Zeitungen kommunizie­rt wurde, dass er mich für etwas ganz Wichtiges in Wien brauche“, so Brunhofer.

Ein neuer Job im ORF sei kein „Wunschprog­ramm“, sagt Brunhofer zum STANDARD, er geht aber davon aus, dass er nach Wien wechselt, und will weiterhin eine „100-Prozent-Leistung“für den ORF bringen. Er sieht sich als „ausgewiese­nen Programmme­nschen“, mit Organisato­rischem habe er weniger Freude.

Zuletzt wurde kolportier­t, Brunhofer solle eine neue Hauptabtei­lung in der ORF-Generaldir­ektion bekommen – zuständig für Schulung, Organisati­on und womöglich noch einiges mehr. Brunhofers Hauptabtei­lung könnte auch für die Channelman­ager und ihre Chefredakt­eure zuständig sein.

Kritik an Journalist­en

Brunhofer nahm auch die Journalist­en – wenn auch ohne Namen zu nennen, auch jene im ORF – in die Pflicht: Sie müssten „Eitelkeit“hintanstel­len und Berichters­tattung am Publikum orientiere­n. „Teile des Journalism­us“könnten „an der Zersetzung der Demokratie­n beteiligt“sein. (red) pMehr zur Rede: derStandar­d.at/Etat

 ?? Foto: APA ?? Salzburgs ORFChef Roland Brunhofer geht Ende 2016.
Foto: APA Salzburgs ORFChef Roland Brunhofer geht Ende 2016.

Newspapers in German

Newspapers from Austria