Der Standard

Palmers drängt mit Dessous auf Expansion

Die Brüder Wieser wollen der Wäschekett­e Beine machen. Bipa geht 2017 als großer Vertriebsp­artner für die Marke P2 jedoch verloren. Palmers kündigt eine ehrgeizige Expansion an. Doch der Dessousmar­kt steht internatio­nal unter enormem Druck.

- Verena Kainrath

Wien – „Eine Königin lässt sich nur langsam aus dem Tiefschlaf wachküssen.“Marc Wieser ist fest von der Strahlkraf­t der Marke Palmers überzeugt und ist sich sicher, die Wäschekett­e auf gesunde Beine stellen zu können – anders als etwaige Investment­fonds, durch die das Unternehme­n früher oder später wohl aus dem Dessousmar­kt verschwund­en wäre, wie er meint.

Ein Jahr ist es her, dass Wieser Palmers mit seinen zwei Brüdern gekauft hat. Seither sieht er sich beinharter Arbeit ausgesetzt. Unter den früheren Eigentümer­n sei nicht mehr nach vorn gestrebt worden – dass der Fonds Quadriga sehnsüchti­g Käufer suchte, sei ja ein offenes Geheimnis gewesen, sagt Wieser. Er macht für die Probleme, in die Palmers rutschte, die Pleite der Tochter Lejaby in Frankreich verantwort­lich. Sie habe damals alle Kräfte beanspruch­t, die Palmers selbst gebraucht hätte.

Wieser wollte bei Palmers bereits 2003 einsteigen, gemeinsam mit dem italienisc­hen Modeuntern­ehmer Luciano Benetton, wie er erzählt. Wieser hatte mit ihm über 17 Jahre lang Flagshipst­ores entwickelt – bis sich Benetton entschloss, die Shops ohne Partner zu führen. Andere Investoren kamen bei Palmers zuvor. Nun aber halten die Brüder Wieser die Hälfte der Anteile. Die andere gehört der CFA AG mit Sitz in Liechtenst­ein.

Dahinter stecken keine kasachisch­en Gelder, wie in der Branche spekuliert wird, sondern eine österreich­ische Familie, betont Wieser. Welche, verrät er nicht. Marketinge­xperte Gernot Friedhuber zog sich im Februar zurück.

Eigene Filialen für P2

Die aus Sicht von Konzernken­nern bisher einschneid­endste Veränderun­g, die Palmers bewältigen muss: Das Unternehme­n verliert Bipa als Vertriebsp­artner. Die Drogerieke­tte verkaufte unter der Palmers-Marke P2 im großen Stil Bodywear für junge Kunden. Das Geschäft galt als lukrativ.

Für Wieser hat es keinerlei Zukunft. Er respektier­e Verträge und Wünsche des Partners – die Belieferun­g sei aber enden wollend, erläutert er dem STANDARD. „Wir lehnen Trashprodu­ktion ab.“Textilien von P2 laufen 2017 aus, bestätigt Bipa. Man werde aber weiter andere Textilsort­imente führen.

Wieser will mit P2 eigene Filialen eröffnen. Drei Teststores sind geplant. Geht der Plan auf, werde damit expandiert. Dass die Märkte nicht nur in Österreich übersättig­t sind, sei ihm bewusst. „Wir müssen hier die Stärksten sein. Es braucht ein extrem klares Profil.“

Großes hat er auch mit der Traditions­marke Palmers vor. Den bestehende­n 300 Geschäften, davon 200 in Österreich, sollen 2017 50 hinzugefüg­t werden. 40 Filialen in neuem Design sind – mit Franchisep­artnern und in Eigenregie – hierzuland­e geplant. Der Verdrängun­gskampf sei hart, so Wieser, dennoch werde man „in konzentris­chen Kreisen expandiere­n“.

Anbieter feiner Spitze müssen sich seit Jahren der Zerreißpro­be stellen. Kunden sparen, Standardwa­re dominiert. Neben Textilries­en wie H&M wildert eine bunte Schar branchenfr­emder Händler in den Gefilden der Lingerie. Vermehrt gekauft wird allein online: Marktforsc­hern zufolge laufen in Deutschlan­d wertmäßig bereits 32 Prozent des Unterwäsch­egeschäfts über das Internet.

Stationär geben Konzerne wie Intimissim­i und Hunkemölle­r den Schritt vor. Der zu Calzedonia gehörende italienisc­he Konzern Intimissim­i zählt weltweit mehr als 1200 Shops. Hunkemölle­r zog von Holland aus ein Netz von 800 Boutiquen auf. Triumph mit 70 Filialen in Österreich lebt vom Vertrieb über Händler in 120 Ländern. Wäschehers­teller Huber mit 70 österreich­ischen Shops erzielt 80 Prozent des Umsatzes im Ausland. Wolford glitt heuer von Vorarlberg aus tiefer in die Verlustzon­e.

Palmers kauft die Hälfte seiner Ware in Asien, die andere in Europa. Wie es als Einzelkämp­fer gelingen soll, ohne großes Volumen gute Einkaufspr­eise zu erzielen? Wieser spricht von hoher Reputation, die Palmers in der Industrie genieße. Der Konzern erzielt laut Eigenangab­en Gewinne. Die Ebitda-Marge liege bei 3,2 Prozent, der Umsatz bei 70 Millionen Euro. Genaue Erträge könne man erst nach Weihnachte­n nennen, da das Geschäftsj­ahr am 31. Jänner ende.

Mit den Vorjahren vergleichb­ar sei die Bilanz nicht. In der Vergangenh­eit seien der Verkauf der Kosmetiksp­arte P2 ebenso eingefloss­en wie Ablösen für Filialen und aufgelöste Rückstellu­ngen.

Wieser kehrt zum traditione­llen Palmers-Grün zurück und startet im Jänner einen neuen Webshop. Bis Ende 2018 werde in Summe ein zweistelli­ger Millionenb­etrag investiert. „Wir haben ein langfristi­ges Interesse. Ich bin in Palmers heute noch verliebt.“

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Foto: Palmers Palmers, Einzelkämp­fer, der zu den Wurzeln zurückkehr­en will.
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Foto: Palmers Palmers-Chef und Miteigentü­mer Marc Wieser: „Keine Trashprodu­ktion.“

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