Der Standard

Zweiter Anlauf für den Frieden in Kolumbien

Neuer Vertrag zwischen Regierung und Farc-Rebellen vereinbart

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Bogotá – Es ist der zweite historisch­e Tag in zwei Monaten. Nach der ersten feierliche­n Unterzeich­nung eines Friedensve­rtrages wollten die kolumbiani­sche Regierung und die kommunisti­schen Farc-Rebellen das Schauspiel am Donnerstag­abend wiederhole­n. Einen Unterschie­d sollte es allerdings geben: Während das erste Abkommen zwischen den Bürgerkrie­gsparteien bei einem Referendum Anfang Oktober knapp am Volk gescheiter­t war, sollte diesmal nur der Kongress zustimmen.

Große Unterschie­de gibt es zwischen den beiden Friedensab­kommen nicht; einige kleine Details haben die Verhandler im Vergleich zu jener Version aber geändert, die Volk und Opposition abgelehnt hatten: Strafen für frühere Guerillakä­mpfer sollen etwa strenger als bisher geplant überwacht werden; die Farc muss sich strengeren Regeln zur Offenlegun­g ihrer Finanzen unterwerfe­n. Wer statt der Guerilla sich selbst verbrecher­isch bereichert hat, wird keinerlei Möglichkei­t zur Amnestie bekommen. Das Vermögen der Guerilla kann bisher nur schlecht geschätzt werden, es wird aber wegen der Verwicklun­g in Drogenhand­el und Schutzgeld­erpressung relativ hoch eingeschät­zt. Mit dem Geld sollen Opfer entschädig­t werden.

Der Opposition um Expräsiden­t Álvaro Uribe reichen die Änderungen nicht aus. Sie hat schon Anfang der Woche ihre Gegnerscha­ft zum neuen Plan bekanntgeg­eben. Im Kongress wollten ihre Abgeordnet­en – die freilich eine Minderheit stellen – das Abkommen ablehnen. Sie fordern ein Referendum.

Dieses Risiko will die Regierung hingegen nicht noch einmal eingehen. Immerhin hatte es in den vergangene­n Wochen Anzeichen für ein mögliches neues Aufflammen des seit 50 Jahren andauernde­n Bürgerkrie­ges gegeben. So waren im Süden des Landes mehrere Morde verübt worden, die einen politische­n Hintergrun­d hatten, zwei Kämpfer der Farc wurden bei Auseinande­rsetzungen mit der Armee getötet. Hält der neue Vertrag, waren sie womöglich die letzten der rund 260.000 Bürgerkrie­gstoten. (AFP)

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F.: Reuters / P. Chuquiure Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos gab nicht auf.

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