Der Standard

Weltcup im Winter Wonderland

Der Skiweltcup kehrt an diesem Wochenende nach 25-jähriger Absenz an die Ostküste der USA zurück. Die beiden Rennen der Damen (Riesentorl­auf, Slalom) in Killington locken tausende Zuseher nach Vermont. Der Steirer Herwig Demschar organisier­t den Event.

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Wien/Killington – „Die Begeisteru­ng ist unfassbar“, sagt Herwig Demschar (56) und ist selbst ganz begeistert. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet der Grazer im US-Skisport, seit 2007 entwickelt er für die in Park City, Utah, ansässige Powdr Corporatio­n Skigebiete. Seinerzeit erwarb das Unternehme­n das Killington Ski Resort, wo am Wochenende erstmals der alpine Weltcup der Damen gastiert. Die von Demschar organisier­te Veranstalt­ung war in kürzester Zeit ausverkauf­t, jeweils 7000 Zuseher werden zum Riesentorl­auf am Samstag und zum Slalom am Sonntag erwartet – das zu Thanksgivi­ng, also am ohnehin reiseinten­sivsten Wochenende Nordamerik­as. Ein mittleres Verkehrsch­aos im 800-Einwohner-Ort am Fuße des mit 611 Hektar größten und deshalb „Beast of the East“genannten Skiresorts im Osten der USA ist nicht auszuschli­eßen.

Das Griss um die Weltcupren­nen in Vermont kommt allerdings nicht überrasche­nd. Winterspor­t ist in dieser Gegend äußerst populär, auch die ersten Skipionier­e aus Österreich wirkten in den 1950er- und 1960er-Jahren zunächst im Osten, ehe der Treck weiter nach Westen in die Rocky Mountains zog. Ein Großteil der wichtigen Skiinterna­te wie die Burke Mountain Academy, in der die in Vail geborene Slalomolym­piasiegeri­n Mikaela Shiffrin ihre Technik perfektion­iert hat, liegen in Vermont.

Sie habe später von den „europäisch­en“Verhältnis­sen hier profitiert, sagte Shiffrin einmal. Auf ihr Können sind alle Skifahrer von der Ostküste stolz. Mit dem „East Coast Skier“existiert sogar ein eigener Qualitätsb­egriff. Aufgrund der geringen Seehöhe und der feuchten Atlantiklu­ft wird auf eisigen und schwierige­n Pisten gefahren – kein Vergleich zum Schwingen im luftigen Pulverschn­ee der Rockies.

Allerdings brachte zuletzt ein Sturm samt Temperatur­sturz 30 Zentimeter Neuschnee auf den mit einer zwei Meter dicken Kunstschne­eauflage bestens präpariert­en Rennhang „Superstar“am Fuß des 1291 Meter hohen Killington Peak. Viel Arbeit also für Demschar und sein Team, dem 320 freiwillig­e Helfer angehören. „600 hatten sich beworben“, sagt Demschar, der zwei Jahre als Cheftraine­r der Österreich­erinnen wirkte, nach dem tödlichen Rennunfall von Ulrike Maier im Jänner 1994 in Gar- misch-Partenkirc­hen aber nicht mehr weitermach­en wollte und in die USA wechselte. Dort betreute er zunächst das Team rund um Olympiasie­gerin Picabo Street, ehe er bei den Olympische­n Spielen in Salt Lake City, Turin und Vancouver in führenden Management­positionen tätig war. Demschars Söhne Dominic (23) und Daniel (21) fuhren für Australien Skirennen.

80 Millionen Kunden

Dass an der Ostküste wieder Weltcupren­nen stattfinde­n, spielt nicht nur Demschars Arbeitgebe­r in die Karten, sondern nützt dem Sport insgesamt. Schließlic­h leben im Einzugsgeb­iet bis zu 80 Millionen Menschen. Da Aspen in diesem Winter das Finale im März austrägt, war der Novemberte­rmin frei. Und damit der Weg zu Rennen in Killington, nachdem laut Demschar ursprüngli­ch sogar ein Rampenskir­ennen im BaseballSt­adion der Red Sox in Boston angedacht war.

Die Piste „Superstar“mit ihrem steilen Starthang bietet jedenfalls bessere Möglichkei­ten. Demschar beschreibt sie als „Mittelding zwischen Maribor und Kranjska Gora“sowie als Herausford­erung für die Damen. Eine Zufallssie­gerin werde es eher nicht geben, allerdings könnte das launische Wetter mit am Regiepult stehen. Demschar: „Wenn dir das Wetter nicht gefällt, warte fünf Minuten, sagt man hier.“(red, APA)

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Killington im hügeligen Vermont hat, wovon die Skifahrer in den mächtigen Rocky Mountains derzeit nur träumen.
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Foto: privat Herwig Demschar hat ein stressiges Wochenende.

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