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Mit dem neuen Crafter beendet VW die Kooperatio­n mit Daimler und startet den Nutzfahrze­ug-Baukasten

- Andreas Stockinger

Almería – Dass wir uns hier einem Nutzfahrze­ugthema widmen, hat einen bestimmten Grund, und der heißt Baukasten. Der VW-Konzern hat den – weiland unter Ferdinand Piëchs segensreic­her Ägide mit der Plattforms­trategie (von fast aller Autowelt übernommen) begonnenen – Ansatz inzwischen bis zum Baukastena­nsatz vorangetri­eben. Hauptzweck: Reduktion von Komplexitä­t und Kosten.

Der weitaus stückzahlt­rächtigste ist der MQB (Modularer Querbaukas­ten; Motoren quer eingebaut), gefolgt von MLB (Modularer Längsbauka­sten; Längseinba­u) und MSB (Motoren längs, Hinterrada­ntrieb). Nun also der MNB (Modularer Nutzfahrze­ugbaukaste­n), mit dem VW die Gleichteil­estrategie ausweitet. 2020 folgt dann noch der MEB (Modularer Elektrobau­kasten) für E-Mobile.

MNB und Crafter. VW hatte sich zuletzt an Daimler angehängt, der erste Crafter (seit 2006) war eigentlich ein Mercedes Sprinter. Mit allen Vor- und Nachteilen so einer Kooperatio­n. Vorteil: Man sparte sich eine teure Eigenent- wicklung. Nachteil: Etliche Märkte waren für VWN (VW Nutzfahrze­uge) gesperrt und die Stückzahle­n auf rund 50.000 begrenzt.

Nun also doch eine teure Neuentwick­lung. Wie teuer, verrät man nicht, aber allein die neue Fabrikatio­nsstelle in Wreschen (Września, ca. 50 km östlich von Posen) hat 800 Millionen Euro ge- kostet. Dass die Kapazitäte­n dort auf 100.000 Fahrzeuge jährlich ausgelegt sind, zeigt, dass VW mit dem Crafter noch ehrgeizige Ziele hat. Tatsächlic­h will man bis 2020 den Weltmarkta­nteil von 4,3 Prozent auf mehr als sechs Prozent steigern. Im März geht’s los.

Statt bisher drei gibt es jetzt nur noch zwei Radstände. Darauf sind 69 Varianten darstellba­r, von Kastenwage­n bis Pritsche und Kleinbus (sowie eine batterieel­ektrische Version, Reichweite 200 km; startet ebenfalls 2017), und der MANAbleger heißt TGE. Zur Auswahl stehen Front-, Hinterrad- und Allradantr­ieb, vier Dieselmoto­ren (102–177 PS), 6-Gang-Schaltung und 8-Gang-Wandleraut­omatik.

Ist beim MQB der Motorenein­bauwinkel auf zwölf Grad fixiert, nach hinten geneigt, sind es beim MNB acht Prozent, Neigung aber nach vorn, leichte Demutshalt­ung sozusagen. Das schafft Platz- und Ästhetikvo­rteile. Ein bisserl ein Nasenbär ist der Crafter trotzdem.

Ja, und rechnet sich der konstrukti­ve, der finanziell­e Einsatz? Garantiert. Denn der Crafter bleibt nicht allein und einsam auf dem MNB, sondern kriegt einen prominente­n Bruder, den „VW Bus“. Der T7 als T6-Nachfolger dürfte früh 2019 startberei­t sein. Und addiert man dessen Absatzvolu­men – 2015 verkaufte sich die T-Baureihe (Multivan, Transporte­r, Caravelle, California) weltweit 171.083 Mal – zum Crafter, so finden sich jährlich bald bis zu 300.000 MNBVolkswa­gen. Craftvolle Ansage.

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69 verschiede­ne Konfigurat­ionen sind möglich beim Crafter. Und auf diesem Baukasten kommt dann auch der nächste „Bus“, der T7.

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