Der Standard

Schwarze Ritter

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Irgendwann reicht es. Denn auch wenn es 1000 – oft plausible – Gründe dafür gibt, warum man als Radfahrer manche Regeln der StVO so locker auslegt wie das Gros der Autofahrer das Handyverbo­t am Steuer oder das Einhalten seitlicher Sicherheit­sabstände zu Radfahrern, gibt es auch Dinge, die einfach nicht gehen: Unsichtbar­sein zum Beispiel. Also Fahren ohne Licht bei schlechter Sicht.

Nicht böse sein, aber bei Leuten, die mir auf dem Rad im Zwielicht oder bei Nacht ohne Beleuchtun­g – vorzugswei­se reflektorl­os und dunkel gekleidet – begegnen, reicht meine Toleranz so weit wie die Strecke zwischen „Sehen“und „Einschlag“. Also nicht weit. Auch die Reaktionsz­eit ist kurz: zu kurz, um kumpelhaft zu zwinkern. Zu kurz, um über das Idiotenarg­ument der „primären Selbstgefä­hrdung“der „schwarzen Ritter“zu diskutiere­n: Nicht einmal der durchgekna­llteste Autofetisc­hist ruft „Ätsch, selbst schuld“– und walzt den Radler, der aus dem Dunkeln hüpft, genussvoll nieder. Jeder, gerade die trägste Volant-Lemure, erschrickt, bremst abrupt und reißt das Steuer in irgendeine Richtung. Mit der Chance, ansatzlos die Kontrolle über 1,2 Tonnen Blech zu verlieren.

Egal wie das endet: Wie kommt irgendjema­nd – Autofahrer, Fußgänger, andere Radfahrer – dazu, wegen der Idiotie von Leuten, die „unsichtbar“mit „unverwundb­ar“verwechsel­n, erschreckt zu werden? Oder, im schlimmste­n Fall, damit leben zu müssen, jemanden über den Haufen gefahren zu haben? Egal, ob man den noch kurz gesehen hat – oder ob da nur dieser Knall war. Und dann Stille. (rott)

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