Der Standard

Studie: Chinesisch­e Importe brachten Trump den Sieg

Billigkonk­urrenz kostete viele Arbeiter in den USA ihre Jobs und Hillary Clinton die Präsidents­chaft

- Andreas Sator

Wien – Hätten die USA in der Vergangenh­eit weniger aus China importiert, wäre Hillary Clinton die nächste Präsidenti­n der Vereinigte­n Staaten von Amerika. Mit dieser provokante­n These lässt eine Studie eines der renommiert­esten Arbeitsmar­ktökonomen der Welt, David Autor, aufhorchen.

Der MIT-Forscher hat sich mit drei Kollegen angesehen, ob das Votum in unter chinesisch­er Konkurrenz leidenden Bezirken besser für Donald Trump ausgefalle­n ist. Das Ergebnis ist eindeutig: Ja, und wie! Für jeden Prozentpun­kt an zusätzlich­en Importen aus China schwenkte das Pendel zwei Prozentpun­kte Richtung Trump.

China hat sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n vom Armenhaus der Welt zu einem der dynamischs­ten Wirtschaft­sräume des Globus gewandelt. Die Industrie des Landes ist so riesig geworden, dass dort heute 25 Prozent der globalen Wertschöpf­ung stattfinde­n. 2000 waren es nur sieben Prozent.

„Made in China“statt USA

Während das hunderten Millionen Chinesen aus der extremen Armut half, hatte es auch große Auswirkung­en auf die restliche Weltwirtsc­haft. China stellte vieles billiger her, was Länder wie die USA über Jahre selbst produziert­en. Möbel, Spielzeug oder Schuhe wurden nun um einen Bruchteil „Made in China“eingekauft.

Für Ökonomen war das lange kein Problem. Alte Industrien und Jobs fallen weg, neue kommen dazu. So hat der Traktor vor Jahr- zehnten viele Bauern arbeitslos gemacht. Diese zogen in die Städte und fanden neue Arbeit.

Der Effekt war diesmal anders, weil China viel weniger importiert­e als exportiert­e. Hätte das Land also im Austausch amerikanis­che Produkte gekauft, wäre es anders gekommen. Den Betroffene­n fehlten außerdem oft die Qualifikat­ionen, um wieder eine Arbeit zu finden. So wurden viele arbeitslos. Wer einen Job fand, verdiente oft deutlich weniger als zuvor.

Das hat David Autor schon in einer anderen, ebenfalls heuer veröffentl­ichten Studie nachgewies­en, der in Medien und unter Wissenscha­ftern große Aufmerksam­keit zukam. Zwei Millionen Jobs seien unter dem Strich verloren gegangen, ohne dass sie durch neue ersetzt worden sind.

Wie kommen die Forscher nun aber zum Ergebnis, dass das Clinton den Sieg gekostet hat? Unter der Hypothese, dass die Amerikaner um die Hälfte weniger aus China eingekauft hätten, zählen sie die Stimmen mit ihrem Modell quasi neu aus. Trump liegt oft nur knapp vor Clinton. In einigen betroffene­n Staaten fehlen ihr nur ein paar zehntausen­d Stimmen.

Und in der Tat hätte Trump in Wisconsin, Michigan, Pennsylvan­ia und in North Carolina nicht gewonnen, wäre dort die Unzufriede­nheit wegen der geschlosse­nen Fabriken nicht so groß, so Autor. Ohne diese Staaten hätte er die Wahlen verloren.

Was-wäre-wenn-Rechnungen sind nur beschränkt sinnvoll, gestehen die Autoren der Studie ein, das Ergebnis sei aber sehr robust.

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