Moskaus Banken erwarten ein Rekordergebnis
Die mageren Jahre sind vorbei in der russischen Finanzbranche. Nach Einschätzung des SberbankChefanalysten Michail Matownikow wird der russische Bankensektor insgesamt heuer einen Gewinn von 900 Milliarden Rubel (umgerechnet 13 Milliarden Euro) erwirtschaften. Im vergangenen Jahr waren es gerade einmal 192 Milliarden Rubel, 2014 immerhin noch 589 Milliarden Rubel. Vor zwei Jahren wurden im Zuge der Krim- und Ukraine-Krise Sanktionen gegen Moskau verhängt, die den Finanzsektor besonders hart treffen sollen.
Das aktuelle Jahresergebnis scheint zu dokumentieren, dass sich die russischen Banken inzwischen auf die Restriktionen eingestellt haben, zumal der Ausblick auf 2017 noch positiver ist: „2017 rechnen wir mit einem Wachstum auf 1,2 Billionen Rubel (entspricht gut 17 Milliarden Euro), was den Rekord von einer Billion Rubel aus dem Jahr 2012 übertrifft“, sagte Matownikow. In Euro gerechnet war das Jahr 2012 freilich erfolgreicher, da sich der Rubelkurs inzwischen fast halbiert hat.
Laut Matownikow bleibt die Kreditvergabe auf relativ niedrigem Niveau, die Gewinne der Banken steigen durch höhere Zinserträge und Kommissionen und sinkende Ausgaben für notwendige Rücklagen und Reserven.
Gleichmäßig verteilt sind die Gewinne im Bankensektor nicht. So fuhr die Sberbank als größtes Geldhaus des Landes in den ersten neun Monaten 400 Milliarden Rubel (5,7 Milliarden Euro) Gewinn ein, während die zweitgrößte Bank des Landes, VTB, (ebenfalls staatlich) nur auf knapp ein Zehntel der Summe kommt.
Die russische Tochter der Raiffeisenbank, trotz eines Zurückfahrens der eigenen Aktiva um 20 Prozent immer noch eine der größten Privatbanken im Land, erwirtschaftete im gleichen Zeitraum immerhin noch 20 Milliarden Rubel (286 Millionen Euro), doch den meisten Privatbanken in Russland geht es deutlich schlechter. Quasi im Wochenrhythmus entzieht die Zentralbank einem Geldinstitut die Lizenz. Seit dem Amtsantritt der Zentralbankchefin Elvira Nabiullina 2013 wurden 291 Banken geschlossen, die meisten von ihnen wegen falscher Rechnungslegung.
Immerhin hat die Zentralbank angedeutet, dass der „Großputz“im Bankensektor seinem Ende entgegen geht. Zentralbank-Vize Dmitri Tulin will mit der Behörde zu einer „beratenden und nicht strafenden Aufsicht“übergehen. Das könne allerdings noch fünf bis sieben Jahre dauern, so Tulin.