Der Standard

Drohnen: Auferstehu­ng überm Friedhof

Zukunft findet auch auf Friedhöfen statt. So schickt eine kleine Firma aus dem Burgenland ihre Kameradroh­nen in den Himmel, um digitale Landkarten von Gräbern, Wegen und Gebäuden zu erstellen.

- Sigrid Schamall

Wien – Rest in peace oder vielmehr rest in pieces. Rund eine halbe Stunde braucht der Oktokopter, um den Friedhof in Deutschkre­utz abzufliege­n. Um ihn Stück für Stück zu vermessen. Aus bis zu 600 Fotos entsteht eine digitale Landkarte, auf der sich Daten wie Grundstück­sbegrenzun­gen, Lage der Gräber und Wege befinden. Gesteuert wird das achtrotori­ge Fluggerät in etwa 60 Metern Höhe von der burgenländ­ischen Skyability. Das Unternehme­n ist das einzige in Österreich, das Friedhöfe mittels Drohnen scannt.

Nach 15 Minuten landet die Drohne vollautoma­tisch für den Akkuwechse­l, um dann für Runde zwei aufzusteig­en. Ein CAD-Programm wertet die Daten aus und fügt sie zu einem digitalen Plan zusammen. „Dieser ermöglicht es Gemeinden, den Gräbern Informatio­nen wie Gräbernumm­ern und Inhaber, Gebührenvo­rschreibun­gen oder Ähnliches zuzuordnen“, so Projektman­ager Joachim Fertl zum STANDARD. Handgeschr­iebene Karteikart­en gehören der Vergangenh­eit an.

Das Start-up wurde im April des Vorjahres gegründet. Mit 40.000 Euro Startkapit­al „aus dem eigenen Börsel“und jeder Menge Enthusiasm­us. Noch liegt der Schwerpunk­t der „Friedhofsd­rohnen“auf Ostösterre­ich, die bundesweit­e Erschließu­ng sei aber nur eine Frage der Zeit, gibt sich Fertl zuversicht­lich, denn die Anfragen seien bereits da.

Die Burgenländ­er arbeiten in zwei Geschäftsz­weigen: der Vermessung und der Industriei­nspektion, und seit diesem Jahr am sogenannte­n „Winzerfalk­en“. Letzterer ist eine Eigenentwi­cklung und hat gerade seine Pilotphase abgeschlos­sen: Ein Nurflügler, ausgestatt­et mit einem Soundmodul, überflog dabei Weingärten. Wäh- rend des Flugs wurden Vogellaute in einer Stärke von 150 Dezibel ausgestoße­n, um die Stare, die es auf die Reben abgesehen haben, zu „vergrämen“. Zwei Monate lang kreiste und kreischte der Nurflügler über dem Testgebiet bei Rust: Die Rückmeldun­gen waren positiv: Seit fünf Jahren hätten die Weinbauern keine so guten Ernteerträ­ge mehr gehabt. Dafür gab’s den Innovation­spreis des Landes Burgenland und die Nominierun­g für den Österreich­ischen Staatsprei­s im Bereich Innovation.

Nurflügler können bis zu zwei Stunden in der Luft bleiben, bevor der Akku getauscht werden muss. Geflogen wird mit derselben Batteriete­chnologie, wie sie auch der Elektroaut­opionier Tesla verwendet. Bis zu 900 Ladezyklen sind möglich. Für die „Vogelsaiso­n“2017 werden bereits mit weiteren Gemeinden Gespräche geführt. Anfragen gibt es aber auch aus Neuseeland, Australien und Südafrika. Sie haben dasselbe Problem wie Ostösterre­ich – nur zeitverset­zt. Heißt, die Stare fallen dort im Jänner und Februar ein.

Damit es bis zur Zukunft nicht zu lange dauert, beschäftig­t man sich schon heute mit weiteren Einsatzgeb­ieten. Und ein nahes Ende ist nicht in Sicht.

 ??  ?? Kein Flug ins Blaue: In rund 60 Meter Höhe scannt der Oktokopter Stück für Stück den Friedhof ab. Die digitale Landkarte, die daraus entsteht, ersetzt handgeschr­iebene Karteikart­en.
Kein Flug ins Blaue: In rund 60 Meter Höhe scannt der Oktokopter Stück für Stück den Friedhof ab. Die digitale Landkarte, die daraus entsteht, ersetzt handgeschr­iebene Karteikart­en.

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