Kamerakinder hervor!
Der Mensch denkt und Gott lenkt, der Mensch dachte und Gott lachte – so von der Last des Entscheidungtragens erlösend kündet es im Volksmund gewiss nicht grundlos. Ja, der Herr ist oft von bestechendem Humor. Seinen unergründlichen Weg bahnt jener sich allerdings mitunter in trauriger Pracht.
Dass am ORF-2-Mittwochabend auf die Ich-bin-zwarreich-wirklich-reich-machtdas-aber-nicht-Erklärsendung Luxus und mehr (von den Reichen kann man neben dem Sparen eben auch das Klagen lernen) die Euromillionenpromotion „Reicher als reich“folgte, ist zwar eher der ORF-Werbezeitenvermarktung als dem Allmächtigen zuzurechnen. Geld ist nun halt mal auch nicht nix.
Dass einen Donnerstagfrüh aber die Nachrichtenmeldung über Kinderarbeitsvorwürfe beim Süßigkeitenhersteller Ferrero weckte (in Heimarbeit hätten rumänische Kinder zwischen vier und sechs Jahren die Plastikkapseln im Innern der Schokoüberraschungseier befüllt statt geknackt), stand in tatsächlich überirdisch anmutender Korrespondenz zum nachfolgenden Ö1- Radiokolleg.
Dessen zweiter Beitrag widmete sich diese Woche nämlich der unrechtmäßigen Beschäftigung kleiner Finger. Fast 1,7 Milliarden von ihnen sollen weltweit schuften. Darunter solche, die im Zuge aktueller Konflikte aus Syrien flüchten und in der Türkei auf dort heimische minderjährige Arbeiter treffen. Eine Lohndumping-Spirale ist dessen zynische Folge.
Wenigstens der Guten Morgen Österreich- Beitrag über das „Kinderhände-Zentrum“Wien passt nur auf den ersten Blick allzu gut in diese tragische Aufzählung. Eigentlich unterrichtet der Verein hörende und gehörlose Kinder in Gebärdensprache. Gott sei Dank. pderStandard. at/TV-Tagebuch