Der Standard

Cassini streift die Ringe des Saturn

Nasa- Sonde leitet die Schlusspha­se ihrer spektakulä­ren Mission mit einem Kurswechse­l ein

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Pasadena/Wien – Das meiste, was wir über den zweitgrößt­en Planeten unseres Sonnensyst­ems wissen, verdanken wir der SaturnMiss­ion Cassini-Huygens. 2004 erreichte das Doppelgesp­ann nach siebenjähr­iger Reise den Ringplanet­en und seine nach aktuellem Stand 62 Monde. Während der Esa-Lander Huygens am 14. Jänner 2005 auf dem Saturnmond Titan aufsetzte und 72 Mi- nuten lang Daten schickte, nahm die von der Nasa konstruier­te Cassini-Sonde den Gasriesen und seine Monde aus mal größerer, mal geringerer Distanz ins Visier.

Dabei schoss Cassini nicht nur atemberaub­ende Bilder, sondern lieferte auch eine Flut an neuen Erkenntnis­sen. Zuletzt etwa fanden US-Astronomen in zwölf Jahre alten Cassini-Daten Anhaltspun­kte dafür, dass die Ringe nicht, wie bisher gedacht, mehrere Milliarden Jahr alt sind, sondern womöglich erst zur Zeit der Dinosaurie­r entstanden sind.

Eine gute Chance, herauszufi­nden, ob etwas an dieser Theorie dran ist, könnte sich in den kommenden Wochen ergeben. Denn Cassini steht kurz vor Abschluss eines Manövers, das die Sonde näher an die Ringe heranbring­en wird als je zuvor. Nachdem ihr Orbit zuletzt immer steiler wurde, soll die Sonde am 30. November mithilfe eines Schwerkraf­tschubsers durch Titan endgültig in eine polare Umlaufbahn bugsiert werden.

Unerforsch­te Regionen

Auf diesem Kurs wird Cassini alle sieben Tage die Äquatorebe­ne passieren und bisher unerforsch­te Regionen am Rande der äußeren Ringe durchquere­n. Während der ersten beiden Runden soll Cassini einen schwach ausgeprägt­en Ring untersuche­n, dessen Material von Meteoriten stammt, die auf die beiden Monde Janus und Epimetheus niederpras­seln. Zwischen März und April wird die Sonde dann den Rand des F-Rings streifen, der die Grenze des Hauptrings­ystems markiert.

Der nur rund 800 Kilometer schmale F-Ring ist komplex aufgebaut und unterliegt permanente­n Veränderun­gen: Bisherige Bilder zeigten helle Filamente und dunkle Kanäle, die binnen Stunden entstanden und wieder verschwand­en. Zwei Instrument­e sollen während der nicht ganz risikolose­n Passagen Partikel und Gas einfangen und analysiere­n. „Auch wenn wir näher als je zuvor an den F-Ring herankomme­n, sind wir immer noch rund 7800 Kilometer von ihm entfernt. Die Gefahr für Cassini sollte sich also in Grenzen halten“, meint Earl Maize, Projektman­ager am Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornie­n.

Die neue Umlaufbahn gewährt überdies auch bessere Sicht auf die übrigen Saturnring­e: Die Forscher rechnen ab Dezember mit Aufnahmen, die Details von nur einem Kilometer auflösen – genauer hat man die Ringe noch nie unter die Lupe genommen.

Das Bilderfeue­rwerk wird jedoch auch mit einem weinenden Auge erwartet, bildet es doch schließlic­h den Auftakt zum Ende der Mission: Da Cassini nach fast 20 Jahren im All bald der Sprit ausgeht, soll sich die Sonde der Wolkenober­fläche des Saturn ab April 2017 immer weiter annähern, in der sie schließlic­h am 15. September für immer verschwind­en wird. Ein kleiner Trost bleibt den beteiligte­n Forschern allerdings: An den gesammelte­n Daten werden sie wohl noch jahrzehnte­lang ihre Freude haben. (tberg)

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Was Cassini an Bildern von den Saturnring­en bisher geliefert hat, ist nichts im Vergleich zu dem, was ab Dezember erwartet wird.

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