Der Standard

Ein neuer Eiertanz

- Birgit Baumann

Dass eine Partei ihre Prinzipien hat – und seien es kalendaris­che – ist zunächst nichts Unsympathi­sches oder Verwerflic­hes. So gesehen kann man verstehen, dass die SPD nach der Verkündung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, sie werde zur Bundestags­wahl 2017 noch einmal antreten, nicht am nächsten Tag in hektischen Aktionismu­s verfallen ist.

Die SPD wird ihren Kanzlerkan­didaten Ende Jänner bekanntgeb­en, acht Monate vor der Bundestags­wahl. So hatte man es vor, dabei bleibt es, auch wenn Merkel sich gerade vor ein paar Tagen festgelegt hat.

Standhafti­gkeit schön und gut, aber im Fall der SPD bleibt doch ein unangenehm­er Beigeschma­ck. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Sozialdemo­kraten am Ende-Jänner-Termin so vehement festhalten, weil sie schlicht nicht wissen, wen sie ins Rennen schicken sollen. Sigmar Gabriel, den Parteichef? Oder doch Martin Schulz, von dem man nun immerhin weiß, dass er vom EU-Parlament nach Berlin wechseln wird?

Das Szenario erinnert fatal an 2013. Damals eierte die Troika aus Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück so lange herum, bis Steinbrück­s Nominierun­g zum Fehlstart wurde. Einen solchen kann man wegstecken und auch beim Wahlvolk vergessen machen, wenn ansonsten alles gut läuft in der Partei. 2013 gelang dies nicht, Steinbrück verlor. Es sollte der SPD eine Mahnung sein.

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