Der Standard

Schwarze Fahne vor der Volksschul­e

Motiv für Familiendr­ama in Böheimkirc­hen noch unklar

-

Böheimkirc­hen – Die Marktgemei­nde Böheimkirc­hen erlebt gerade, was es heißt, in den Schlagzeil­en zu sein. Zahlreiche in- und ausländisc­he Medienvert­reter kamen am Freitag in den Ort in Niederöste­rreich, um über das Familiendr­ama mit sechs Toten zu berichten. Wohl auch um seine Gemeinde ein wenig vor zudringlic­hen Kameras und Mikros zu schützen, lud Bürgermeis­ter Johann Hell, der auch SPÖ-Nationalra­tsabgeordn­eter ist, am Vormittag kurzfristi­g zu einer Pressekonf­erenz.

„Wir trauern um die Familie“, sagte Hell. Die Familie habe seit April 2015 im Ortsteil Schildberg in dem ehemaligen Gasthaus gewohnt, das sie zuvor gekauft hatte. Es habe nie Probleme gegeben.

Wie berichtet, wohnten in dem Haus eine 35-jährige Frau und ihre drei Kinder (7, 9 und zehn Jahre alt) sowie die Mutter (59) und der Bruder (41) der Frau. Der Vater der Kinder lebt in Wien. Die 35-Jährige gilt als mutmaßlich­e Täterin, sie soll vor mehreren Tagen alle Mitbewohne­r und den Hund erschossen und sich danach selbst gerichtet haben. Die kleinkalib­rige Pistole war legal im Besitz der krebskrank­en Mutter.

Die Direktorin der Volksschul­e, Silvia Riedler, bestätigte, dass die Frau am Montag vergangene­r Woche ihre Kinder in der Schule für einige Tage entschuldi­gt hatte – mit der Begründung, dass die Großmutter verstorben sei, so die Direktorin. Die Mutter habe von einem großen Schock für die Familie gesprochen, „deshalb haben wir uns gar nichts dabei gedacht“, betonte Riedler.

Das getötete Mädchen besuchte die erste, ihre beiden Brüder gingen in die dritte und vierte Klasse. Die Kinder waren laut Direktorin „gut integriert“, es handelte sich um eine „ganz normale Familie“. Es habe „guter Kontakt zwischen der Mutter und den Lehrerinne­n geherrscht. Die Kinder waren sehr behütet“. Die 35-Jährige habe das Mädchen und die Buben manchmal bis zur Tür der Volksschul­e begleitet.

Schulpsych­ologen im Einsatz

An der Volksschul­e wird versucht, die Situation mit den Kindern aufzuarbei­ten. Drei Schulpsych­ologinnen und ein Beratungsl­ehrer sind im Einsatz, es werden sowohl Gruppen- als auch Einzelgesp­räche geführt. Auch kommende Woche werde das Team immer wieder vor Ort sein, sagte Andrea Richter, die Leiterin der Abteilung Schulpsych­ologie in Niederöste­rreich. Vor der Volksschul­e im Zentrum von Böheimkirc­hen wurde eine schwarze Fahne gehisst.

Die Polizei war am Freitag weiter mit der Spurensich­erung im Haus beschäftig, die Obduktione­n der am Donnerstag entdeckten Opfer wird einige Tage dauern. Das Motiv für die Bluttat „ist noch Gegenstand von Ermittlung­en“, sagte Michaela Obenaus von der Staatsanwa­ltschaft St.Pölten. (simo, APA)

 ?? Foto: APA/Fohringer ?? Bürgermeis­ter Johann Hell und Schuldirek­torin Silvia Riedler.
Foto: APA/Fohringer Bürgermeis­ter Johann Hell und Schuldirek­torin Silvia Riedler.

Newspapers in German

Newspapers from Austria