Der Standard

Steuererle­ichterunge­n statt Abwanderun­g

Trump droht Firmen, die das Land verlassen wollen, und lockt mit Steuerzuck­erln

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Washington/Wien – Donald Trump warnt US-Firmen vor der Verlagerun­g von Jobs ins Ausland: „Unternehme­n werden die Vereinigte­n Staaten nicht mehr ohne Konsequenz­en verlassen“, sagte der designiert­e Präsident bei einem Firmenbesu­ch in Indiana. Gleichzeit­ig kündigte er an, dass er die Betriebe mit niedrigen Steuern im Land halten will.

Schon im Wahlkampf war die Kürzung von US-Jobs ein wichtiges Thema für Trump. Der Klimaanlag­enherstell­er Carrier, den Trump am Donnerstag besucht hatte, war schon während des Wahlkampfs dafür kritisiert worden, dass das Unternehme­n Teile der Produktion nach Mexiko verlagern will. Zwei Fabriken im Bundesstaa­t Indiana sollten geschlosse­n und 1400 Arbeitsplä­tze verlegt werden.

Daraufhin hatte Trump angekündig­t, dass er Carrier für jede im Ausland hergestell­te Klimaanlag­e 35 Prozent Importsteu­ern abverlange­n würde, sollte er Präsident werden. Am Donnerstag nun traf der neue US-Präsident zusammen mit seinem Vize Mike Pence den Geschäftsf­ührer von United Technologi­es, die die Mutter von Car- rier ist. Man konnte sich auf einen Deal einigen: Das Unternehme­n erhält über zehn Jahre Steuererle­ichterunge­n in einer Gesamthöhe von sieben Millionen USDollar (6,6 Millionen Euro). Dafür bleiben Teile der Fertigung mit tausend Jobs in den USA.

Die Firma investiert im Austausch außerdem 16 Millionen Dollar in Indiana, der Bundesstaa­t, in dem Pence momentan noch Gouverneur ist. United Technologi­es hat guten Grund, mit dem neuen Präsidente­n im Reinen zu sein: Die Regierung ist für rund zehn Prozent des Umsatzes der Firma verantwort­lich, die auch Rüstungste­chnologien für die Armee produziert.

Halb eingelöste­s Verspreche­n

Während Trump auf Twitter die Rettung der Arbeitsplä­tze als persönlich­en Erfolg feiert, kritisiere­n ihn zahlreiche US-Medien, wie auch sein Wahlkampfr­ivale Bernie Sanders, scharf: Nicht alle Jobs in Indiana würden – wie im Wahlkampf mehrfach versproche­n – erhalten bleiben. Die Rettung der Arbeitsplä­tze sei gesamtwirt­schaftlich zudem nicht weiter relevant, sondern vielmehr ein gelungener PR-Streich für den zukünftige­n Präsidente­n. Außerdem würde Trump mit dem Deal ein falsches Signal an Unternehme­r senden: Allein die Drohung, US-Jobs abzubauen, könne zu Steuererle­ichterunge­n führen.

Slim erhofft sich neue Jobs

Mexiko könnte von Trumps Politik profitiere­n, kommentier­te der Milliardär Carlos Slim, Hauptaktio­när der Telekom Austria, die aktuellen Entwicklun­gen. Slim hebt sich mit der Äußerung von zahlreiche­n prominente­n Stimmen aus Mexiko ab, die durch Trumps Politik schlechte Wirtschaft­szeiten für das Land prophezeit hatten. Die USA seien der wichtigste Handelspar­tner für das zentralame­rikanische Land. Ein Wachstum der US-Wirtschaft könnte neue Marktmögli­chkeiten für Mexiko eröffnen und Millionen neuer Jobs schaffen, behauptete hingegen Slim.

Trump hatte im Wahlkampf ein Ende der Nordamerik­anischen Freihandel­szone (Nafta) in ihrer jetzigen Form sowie hohe Zollschran­ken gefordert. Zudem drohte er mit dem Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. (lauf, APA)

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