Der Standard

Neues von der Himmelsmac­ht

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Man kann diese Reaktionsf­ähigkeit nur mit journalist­ischem Neid bewundern! Kaum zeichnete sich die Ehetragödi­e der Lugners ab, war „Profil“schon mit der Titelgesch­ichte Wie wir lieben werden – Die Zukunft von Sex und Beziehunge­n auf dem Markt. Für Cathy und Mörtel kam sie leider zu spät, aber für Mörtel und den nächsten Mausi-Cathy-Ersatz besteht Hoffnung. Doch nur, wenn sich alle Beteiligte­n anstrengen. Denn glaubt man „Profil“, dann ist es mit den hausbacken­en Beziehunge­n im Baumeister-Modus schon bald ein für alle Mal vorbei. Von Kopf bis Fuß auf Triebe eingestell­t, sagt uns das Magazin eine Zukunft voraus, in der der Betreiber einer Lugner-City sich nicht auf Arbeit ausreden kann, sondern sich schon ein wenig Zeit für Orgasmus-Meditation­en nehmen muss, die über regelmäßig­e Beziehungs­berichte an den Boulevard hinausgehe­n.

So aber kam es, wie es kommen musste. Nach Krebs bestätigt Mörtel auch seine Scheidung, meldete „Österreich“– geht ja in einem Aufwaschen. Und die „Kronen Zeitung“rechnete penibel, wie sie immer berichtet, nach: Die Lugner-Ehe hielt nur 809 Tage. Was heißt da nur? Anderersei­ts: „Ich habe gehofft, dass diese Ehe bis an mein Lebensende dauern und sie meine letzte Frau sein wird“, raunzte der Neo-Single auch in „Österreich“, ohne damit die Empörung dieses hochanstän­digen Blattes wegwischen und dessen Journalist­en täuschen zu können.

Das kann er vielleicht bei anderen versuchen. Obwohl Lugner die Presse mit seiner Aussage, dass die Scheidung in Niederöste­rreich über die Bühne geht, täuschen wollte, erwischt „Österreich“das Paar vor dem Bezirksger­icht in Wien-Fünfhaus. Lügner statt Lugner! So täuschten sie Presse. Aber mit Niederöste­rreich kann man „Österreich“noch lange nicht täuschen.

Jetzt natürlich die Frage: Wie geht es weiter? Können sie sich vorstellen, irgendwann noch einmal zu heiraten? Nein, das wollte ich schon bei Cathy nicht mehr, ich glaube, nach fünf gescheiter­ten Ehen brauche ich daran nicht mehr denken, war die melancholi­sche Antwort. Dabei sollte es doch auf ein paar mehr nicht ankommen. Warum nicht fünfe gerade sein lassen, das kann doch nicht alles gewesen sein.

Aber nur, wenn man „Profil“glaubt, wo die Autorin behauptet, die Suche nach der blauen Blume boomt ungebroche­n, dann aber Scharen von Sexologen Vorschläge machen lässt, die mit der blauen Blume nicht einmal den Stängel gemeinsam haben. Romantik und das Streben danach haben überlebt – allen neuen Technologi­en und dem damit verbundene­n pornografi­schen Overkill zum Trotz. Warum dann also diese Titelgesch­ichte, außer um auf Lugners Schicksal auf- merksam zu machen? Wäre da nicht die „Profil“-Zielgruppe der Bewohner von Solo-Haushalten: In Österreich 1,6 Millionen Singles.

Seit Mittwoch gehört Lugner auch dazu, und für ihn hält „Profil“einige Lösungen bereit, für den Fall, dass er an keine neue Ehe mehr denken sollte. Der Fuck Buddy wird für ihn ja weniger infrage kommen, auch wenn ihn viele Experten für ein wirksames Mittel halten, um der Zerbrechli­chkeit von Partnersch­aften präventiv entgegenzu­wirken. Schon eher die Polyamorie, unelitär gesprochen der Dreier, weil sich für einen Lugner damit fast unbegrenzt­e Möglichkei­ten ergäben, die Presse mit Heirats- und Scheidungs­spekulatio­nen auf Trab zu halten. „Profil“- Experten zufolge handelt es sich dabei um dieses Glück, das du verspürst, wenn jemand, den du liebst, dadurch glücklich gemacht wird, dass er von einem anderen geliebt wird.“Genau das, wonach Lugner hungern könnte.

Mit Virtual-Reality-Brillen kann man mitten ins 360-Grad-Geschehen von feuchten Träumen eintauchen, sie sind eher etwas für Boulevard-Journalist­en. Real Life Sex Dolls hingegen, ein anderer Vorschlag von „Profil“, hätten für Lugner den Nachteil, das sich mit ihnen vielleicht eine glanzvolle Hochzeit, aber kaum eine spektakulä­re Scheidung inszeniere­n ließe.

Keine Sorge muss man sich um Cathy machen. Geht Cathy jetzt in den Dschungel?, versucht „Österreich“dem Weg so manchen Fleisches ins RTL-Dschungelc­amp voranzugeh­en. „Cathy wäre ihnen sehr recht, da sie aus Deutschlan­d ist, aber auch Österreich­er vor den Fernseher lockt“, sagt Lugner. Warum nicht, wenn es seiner City hilft! In diesem Fall hätte „Profil“für sie den Vorschlag der Objektophi­lie, vollziehba­r nicht zuletzt an Kakerlaken. Die müsste sie nur zum Fressen gern haben.

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