Absolventen das Dableiben erleichtern
Rot-Weiß-Rot-Karte auch für Bachelor- und Doktoratsabsolventen, längere Frist für die Arbeitssuche: Das sieht ein Gesetzesentwurf des Sozialministeriums vor. Wissenschafter fordern den Abbau aller Hürden.
Wien – Die Rot-Weiß-Rot-Karte (RWR-Karte) soll künftig auch Absolventen eines Bachelor- oder Doktoratsstudiums offenstehen. Das sieht ein Gesetzesentwurf des Sozialministeriums vor. Außerdem soll die Frist für die Arbeitssuche von einem halben Jahr auf ein Jahr und die Geltungsdauer der Karte von zwölf auf 24 Monate verlängert werden.
Die RWR-Karte berechtigt NichtEU-Bürger zur Zuwanderung und wendet sich vor allem an qualifizierte Arbeitskräfte. Kriterien wie Qualifikation, Berufserfahrung, Sprachkenntnisse oder Alter können dabei nach einem Punktesystem bewertet werden. Mit den nunmehrigen Änderungen sollen „Vollzugsdefizite abgebaut und die Willkommenskultur weiter verbessert werden“, heißt es dazu in den Erläuterungen.
Derzeit sind nur Absolventen eines Master- oder Diplomstudiums in das RWR-Karten-System einbezogen. Künftig soll dieses auch Absolventen eines Bacheloroder PhD-/Doktorats-Studiums of- fenstehen. Weiters sollen Absolventen aus Drittstaaten künftig zwölf Monate Zeit haben, um nach ihrem Studienabschluss eine adäquate Beschäftigung zu finden, im Moment sind es nur sechs Monate.
Darüber hinaus wird das zulässige Beschäftigungsausmaß neben dem Studium für alle Studenten aus Drittstaaten einheitlich auf 20 Stunden angeglichen. Im Moment sind für Bachelorstudierende nur zehn Stunden Arbeit möglich, für Masterstudierende dagegen 20 Stunden. Die Geltungsdauer der RWR-Karte wird laut Entwurf von einem auf zwei Jahre erhöht.
Alle Hürden beseitigen
Die Änderungen seien „zunächst zu begrüßen“, sagt Erol Yildiz, Experte für Migration an der Universität Innsbruck. Für ihn gehen sie aber nicht weit genug: „Nicht nachvollziehbar ist, warum die Politik ein Problem damit hat, wenn Personen, die ihr Studium hier absolvieren, automatisch bleiben könnten.“Es sei doch ein großer Vorteil, jemandem, der in Österreich studiert hat, die Verhältnisse kennt und ausreichende Deutschkenntnisse besitzt, das Bleiben zu erleichtern. „Wenn das Gesetz jetzt reformiert wird, dann sollte man ein zukunftsorientiertes Modell entwickeln und alle Hürden beseitigen“, sagt Yildiz gegenüber dem STANDARD. „Ansonsten wird man in ein paar Jahren von ‚ Vollzugsdefiziten‘ sprechen und wieder kleinteilige Reformen einleiten müssen.“
Nur knapp zehn Prozent aller Studienabsolventen aus Drittstaaten haben im Vorjahr eine RotWeiß-Rot-Karte erhalten. (lib)