Eine lange Bildungsreise
Thomas Morscher: Vom Elektriker zum Master of Science
Wien – Dass er irgendwann einmal seinen zweiten Masterstudiengang absolviert, hätte Thomas Morscher vor einigen Jahren nicht gedacht. Damals besuchte er die Polytechnische Schule in Bludenz und beschloss danach, eine Lehre zu machen. „Ich dachte zwar darüber nach, die Matura in der HTL zu machen, aber zugetraut habe ich es mir dann nicht“, sagt der 27-jährige Vorarlberger. Er sei immer der Praktiker gewesen, der gerne bastelt und weniger gerne für die Schule lernt.
Heute hat er einen Master in Mechatronik und Robotik von der FH Technikum Wien in der Tasche und absolviert gerade den Masterstudiengang Automatisierungstechnik an der TU Wien – neben 20 Stunden Beruf. Eine weite Reise, für die vor allem die gute Lehrstelle eine große Rolle gespielt habe, sagt Morscher. Es wurde eine Lehre zum Anlageelektriker bei den Vorarlberger Illwerken. „Im zweiten Lehrjahr ist bei mir ein Knopf aufgegangen, und ich habe begonnen, die Matura parallel zur Lehre nachzuholen.“
Mit seinem Selbsterhalterstipendium ging es für Morscher 2009 dann nach Wien. Die finanzielle Absicherung sei für ihn sehr wichtig gewesen. Für die Aufnahmeprüfung an der Fachhochschule fühlte er sich durch die Matura gut vorbereitet – und es klappte auch. „Allen, die nicht von einer HTL kommen, wurde dann aber empfohlen, vor dem Semester ‚Warm-up-Kurse‘ zu belegen, um den Rückstand aufzuholen“, erinnert sich Morscher.
Andere Studierende mit einer abgeschlossenen Lehre statt klassischer Schullaufbahn habe es in seinem Jahrgang nicht gegeben. Und obwohl er in Fächern, die weder in der Lehre noch bei der Matura thematisiert waren – etwa Mechanik –, mehr lernen musste als andere, würde er den gleichen Weg auch heute wieder gehen. „In vielen Fächern hatte ich durch meine praktische Erfahrung einen Vorteil. Zum Beispiel, wenn es ins Labor ging.“Während andere herumprobierten, kannte Morscher bereits jeden Handgriff. (lhag)