Der Standard

Merkel schwört CDU auf harten Wahlkampf ein

Beim Parteitag in Essen kommt die Kanzlerin Kritikern in der Asylpoliti­k entgegen

- Birgit Baumann aus Berlin

Der Maßstab ist immer das letzte Ergebnis. Und so gesehen ist der Maßstab hoch. 96,7 Prozent Zustimmung bekam Angela Merkel vor zwei Jahren bei ihrer achten Wahl zur CDU-Parteivors­itzenden. Am heutigen Dienstag, in der Messe Essen, wird es – so mutmaßt man auch in der CDU – wohl ein bisschen weniger werden.

Denn viele sind mit der Asylpoliti­k Merkels nicht einverstan­den und wünschen durchaus strengere Regeln. Dennoch wissen sie, was bei der Wahl auf dem Spiel steht. Vor zwei Wochen hat Merkel erklärt, sie werde 2017 bei der Bundestags­wahl wieder als Spitzenkan­didatin antreten, zum vierten Mal in Folge. Und sie hat auch klar gemacht, dass dieser Wahlkampf ein harter sein wird.

Nun soll der Parteitag also ein möglichst kräftiges Signal der Geschlosse­nheit aussenden, um Merkel zu unterstütz­en. Ihr Generalsek­retär Peter Tauber war im Vorfeld unermüdlic­h im Einsatz, um auf Kritik zu reagieren – etwa auf jene von Außenminis­ter Sebastian Kurz (VP).

Kritik an Sebastian Kurz

Der hatte am Wochenende im Münchner Merkur erklärt, Merkel habe Europa in der Flüchtling­skrise in die „moralisch Überlegene­n und moralisch Unterlegen­en“gespalten. Taubers Konter: „Der entscheide­nde Unterschie­d ist: Angela Merkel hat Verantwort­ung nicht nur für Deutschlan­d, sondern auch für Europa. Sebastian Kurz hingegen hat es leicht, einfach etwas zu fordern.“

Im Leitantrag wird allerdings bei jenen Punkten, bei denen „unsere Politik erfolgreic­h war“, auch erwähnt: „Die Balkanrout­e wurde von den Anrainerst­aaten geschlosse­n.“Bisher hat sich Merkel gegen die Schließung ausgesproc­hen. Zudem verschärft die CDU den Ton gegenüber radikalen Islamisten. Moscheen, in denen Gewalt und Hass gepredigt wird, müssten beobachtet und dann geschlosse­n werden. Imame sollten in Deutschlan­d ausgebilde­t werden. Hasspredig­er müssten mit der Härte des Gesetzes verfolgt und abgeschobe­n werden. Außerdem will die CDU künftig generell konsequent­er abschieben.

Merkels Vize Thomas Strobl (CDU), der in Baden-Württember­g Innenminis­ter ist, regt zudem Rückführun­gszentren für Flüchtling­e in Ägypten, Abschiebun­gen nach Afghanista­n und auch die Ausweisung kranker Menschen an. Der Grüne Koalitions­partner in Stuttgart ist empört, in der CDU gibt es hingegen viel Applaus.

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Foto: AFP / Tobias Schwarz Angela Merkel lässt sich heute am CDU-Parteitag in Essen zum neunten Mal zur CDU-Vorsitzend­en wählen.

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