Der Standard

„FPÖ hat jetzt zwei sehr starke Marken im Feld“

Politikber­ater Thomas Hofer erklärt, wie FPÖ-Chef Strache von Norbert Hofer profitiere­n kann

- Günther Oswald

Wien – Die besseren Werte hat definitiv Norbert Hofer. Der blaue Präsidents­chaftskand­idat schnitt zuletzt im APA-Vertrauens­index durchwegs besser ab als Parteichef Heinz-Christian Strache. Bei dieser Umfrage, die von OGM regelmäßig durchgefüh­rt wird, wird der Saldo aus „Habe Vertrauen zu“und „Habe kein Vertrauen zu“ermittelt. Der Dritte Nationalra­tspräsiden­t Hofer kam im November immerhin auf einen positiven Saldo von fünf Punkten. Im Lauf des Wahlkampfs konnte er sich stetig verbessern (Ende 2013 lag er noch bei minus 13).

Straches Imagewerte haben sich über die Jahre zwar auch deutlich verbessert (vor zehn Jahren lag er noch bei minus 40 Punkten, zuletzt bei minus 13), er war aber noch nie im Plus und ist auch von den Zahlen seiner möglichen Herausford­erer bei der nächsten Nationalra­tswahl (plus 19 für Christian Kern, plus 27 für Sebastian Kurz) weit entfernt.

Diese Entwicklun­gen sind natürlich auch den Blauen nicht verborgen geblieben. Eine Führungsdi­skussion wollen sie aber erst gar nicht aufkommen lassen, wie die Kommentare am Wahlabend gezeigt haben. FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl, aber auch Ursula Stenzel und der Abgeordnet­e Jo- hannes Hübner versichert­en, dass niemand daran denke, Hofer zur neuen Nummer eins zu machen.

Hofer selbst stellte sich demonstrat­iv hinter Strache, deponierte, nur Listenplat­z zwei anzustrebe­n und von einer Doppelspit­ze „gar nichts“zu halten. Denn: „Eine Partei braucht einen Obmann, und dieser Obmann ist gut“, sagte er am Sonntagabe­nd zum STANDARD. Auch sonst hat noch niemand öffentlich am Stuhl des blauen Frontmanns gesägt.

Früher „Einpersone­npartei“

Aus strategisc­her Sicht kann ein starker Hofer für die FPÖ durchaus von Vorteil sein, glaubt der Politikber­ater und Namensvett­er Thomas Hofer. „Wenn man das geschickt spielt und die Rollenvert­eilung funktionie­rt, ist das sicher gut für die FPÖ.“Die Freiheitli­chen hatten jahrelang das Problem, nur eine „Einpersone­npartei“gewesen zu sein, bei der alles auf Strache zugeschnit­ten war. „Jetzt haben sie zwei sehr starke Marken im Feld.“

Norbert Hofer sei auch „nicht der Typ für eine Palastrevo­lution“, ist der Berater überzeugt. Dennoch bestehe natürlich immer auch ein gewisses Restrisiko, dass eine Personaldi­skussion von außen in eine Partei getragen werde. Vor diesem Hintergrun­d seien wohl auch die umgehenden Klarstellu­ngen des Wahlverlie­rers zu verstehen gewesen, wonach er kein Interesse an der FPÖ-Spitze habe.

Der langjährig­e FPÖ-Abgeordnet­e und aktuelle Volksanwal­t Peter Fichtenbau­er, der selbst zeitweise als Präsidents­chaftskand­idat gehandelt wurde, hat jedenfalls keine Zweifel daran, dass sich Hofer hinter Strache einreihen wird. „Die Strategie, ihn als zweiten Mann hinter H.C. zu positionie­ren, ist goldrichti­g.“In Kenntnis Norbert Hofers könne er auch sagen: „Es liegt nicht in seinem Gemüt und seiner Persönlich­keitsstruk­tur, eine konkurrier­ende Rolle zum Parteichef einzunehme­n.“

Und was wäre, wenn ein möglicher Koalitions­partner sagen würde: Strache können wir nicht als Kanzler akzeptiere­n, Hofer aber schon? Fichtenbau­er: Er könne solch einen Deal zu 100 Prozent ausschließ­en. Es sei ein „großer historisch­er Fehler“gewesen, dass Jörg Haider seinerzeit unter Schwarz-Blau nicht selbst in die Regierung gegangen ist.

Worin bestehen nun die Herausford­erungen Straches? Für einen Kandidaten, der Bundeskanz­ler werden wolle, habe der FPÖ-Chef wohl noch immer ein „zu hartes Image“, analysiert Thomas Hofer. In einem personalis­ierten Wahlkampf, in dem es dann möglicherw­eise zu einem Duell Kern gegen Kurz kommt, sei das sicher der „verwundbar­e Punkt“der FPÖ. Zwar liege die Partei in der Sonntagsfr­age noch komfortabe­l vorne, „bei den Gegenkandi­daten Kern und Kurz ist das aber nicht in Stein gemeißelt“.

Daher werde die FPÖ sicher versuchen, Strache „weichzuzei­chnen“, wie man das teilweise schon probiert habe. Norbert Hofer habe im Wahlkampf, zumindest über weite Strecken, gezeigt, „wie ein erfolgreic­hes Modell funktionie­ren kann“.

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Foto: Reuters/Bader Will weiterhin FPÖ-Chef bleiben: Heinz-Christian Strache.

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