Der Standard

Grüne Hoffnung auf den Van-der-Bellen-Effekt

Bundesgesc­häftsführe­r Stefan Wallner tritt ab – Kritik aus Ländern

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Wien – Kaum ist die Hofburgwah­l erfolgreic­h geschlagen und der frühere Grünen-Chef Alexander Van der Bellen als Bundespräs­ident designiert, konzentrie­ren sich die Grünen bereits auf die nächste Baustelle. Bundesgesc­häftsführe­r Stefan Wallner kündigte seinen Rückzug an, STANDARD- Informatio­nen nach dürfte der bisherige Klubdirekt­or Robert Luschnik das Amt des Parteimana­gers übernehmen.

Dass ausgerechn­et am Tag nach dem größten politische­n Erfolg der Grünen der Geschäftsf­ührer ausgetausc­ht wird, hat etlichen in der Partei die Feierlaune getrübt. Bundesspre­cherin Eva Glawischni­g hätte damit warten sollen, zumindest bis nach der Nationalra­tswahl, äußern Grünen-Politiker in den Bundesländ­ern Kritik an der Parteichef­in. Der steirische Landesspre­cher Lambert Schönleitn­er sagt es ganz offen: „Es hätte sicher strategisc­h klügere Zeitpunkte für den Wechsel einer Bundesgesc­häftsführu­ng gegeben.“

Vorbereitu­ngen laufen

Johannes Rauch, Landesspre­cher der Vorarlberg­er Grünen, widerspric­ht. „Wenn, dann jetzt“, sagt er. Gerade habe man mit der Hofburgwah­l „ein Kapitel erfolgreic­h abgeschlos­sen“und sei nun in der „Vorbereitu­ngsphase“für die kommenden Wahlen.

Dass Robert Luschnik zum neuen Geschäftsf­ührer gekürt wird, daran besteht parteiinte­rn kein Zweifel – wenn auch noch eine Ausschreib­ung bevorsteht. Luschnik wird als hervorrage­nder Verhandler gelobt, der bei den Koalitions­verhandlun­gen in den Ländern entscheide­nd mitgewirkt habe. Zweifel werden allerdings geäußert, ob er auch das notwendige strategisc­he Talent mitbringe. Geht Luschnik, braucht es auch einen neuen Klubgeschä­ftsführer. Gute Chancen hat etwa sein bisheriger Wolfgang Niklfeld.

Ob die Grünen durch den Sieg ihres ehemaligen Parteichef­s Rückenwind für die nächste Wahl erhalten haben, lässt sich nicht eindeutig sagen. „Es ist kein Auftakt zum Durchmarsc­h“, sagt Thomas Hofer zum STANDARD.

Die Partei habe sehr disziplini­ert agiert, bei heiklen Themen „den Mund gehalten“und einen hoch emotionali­sierten Wahlkampf geführt – teilweise zu emotional. Die Zuspitzung auf die Botschaft, Norbert Hofer als Präsident zu verhindern, ist in diesem Fall zwar aufgegange­n, kann sich aber in einem Nationalra­tswahlkamp­f auch negativ auswirken – so geschehen bei der Wien-Wahl. Sollte es zu einem Wettbewerb um Platz eins zwischen Bundeskanz­ler Christian Kern und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache kommen, könnten die Grünen leiden, weil sie in einer derart konfrontat­iven Auseinande­rsetzung mit Themen nicht punkten können, analysiert Hofer. Daher sollten sie ihre Agenden klar regierungs­kritisch formuliere­n und sich deutlicher von der SPÖ abgrenzen als in den vergangene­n Monaten. Ohne Negativbot­schaften funktionie­re ein Nationalra­tswahlkamp­f nicht, sonst drohe die Gefahr, die eigenen Themen nicht unterzubri­ngen. (mte, mue, pm) Stellvertr­eter

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