Der Standard

Neos: Kritische Lage ohne Griss

Experte: Allianz mit Ex-Höchstrich­terin entscheide­nd

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Wien – Geht es nach den Neos, soll der Nationalra­t möglichst bald gewählt werden. Zumindest der pinke Klubchef Matthias Strolz wird nicht müde, das zu betonen. Sollte der Urnengang tatsächlic­h vorgezogen werden, bedeutet das aber auch eine Bewährungs­probe für die Jungpartei.

Auch wenn im vergangene­n Jahr für die Pinken fast alles zu ihrer Zufriedenh­eit verlaufen ist – sie waren die einzige Partei, die Irmgard Griss unterstütz­t hat – stellt die Ausgangsla­ge für die Liberalen dennoch eine Herausford­erung dar. Konnten sie sich 2013 noch als Gegenmodel­l zur ÖVP positionie­ren, ist der Hype des Neuen weggefalle­n: Die Partei ist in mancher Hinsicht erwachsen geworden.

Politikber­ater Thomas Hofer warnt vor einem „Kannibalis­ierungseff­ekt“. Den könnten die Neos in direkter Konkurrenz mit der ÖVP erfahren, vor allem dann, wenn die Schwarzen mit Außenminis­ter Sebastian Kurz an den Start gehen. Dann könnten selbst die jungen Neos alt aussehen. „Kurz ist schwer zu händeln für die Neos“, sagt Hofer, er stellt vor allem im bürgerlich­en Lager eine Gefahr dar.

Für Sachpoliti­k, wie Bildung oder Pensionen, also die zentralen Themen der Pinken, sieht Hofer wenig Raum in einem Wahl- kampf. Es werde alles auf die Zuspitzung hinauslauf­en, und auf die Frage, ob Irmgard Griss mit den Neos eine Allianz bilden wird oder nicht. Punkten könnten sie auch mit Wirtschaft­sthemen, gerade hier sei die ÖVP als Regierungs­partei „verwundbar“. Gleiches gilt für das Anprangern von fehlenden Reformen.

Nikola Donig, seit Anfang Dezember Generalsek­retär der Neos, erklärt im STANDARD- Gespräch, dass in der Partei die Vorbereitu­ngen auf Neuwahlen bereits seit dem Wechsel an der SPÖ-Spitze im Frühsommer laufen. Einerseits gelte es die Organisati­onsstruktu­ren in den Ländern zu erweitern, anderersei­ts wurde auch die inhaltlich­e und strategisc­he Ausrichtun­g nachgeschä­rft. „Die Inhalte und Konzepte der Neos sind bekannt, jetzt müssen wir es noch auf den Punkt bringen“, gibt sich Donig zuversicht­lich. Der Posten des Generalsek­retärs wurde neu geschaffen, bisher gab es nur einen Bundesgesc­häftsführe­r.

Bezüglich einer Zusammenar­beit mit Griss betont Donig erneut: Die Neos wollen die ehemalige Präsidents­chaftskand­idatin nicht dazu bringen, Parteimitg­lied zu werden, sondern man bereite „mögliche Allianzen“vor. In anderen Worten: Irmgard Griss will sich immer noch nicht festlegen. (mte)

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Foto: APA/Fohringer Grünen-Chefin Eva Glawischni­g tauscht Parteimana­ger aus.

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