Güterzüge: Die Grenzen der Grenzkontrollen
ÖBB vor Logistikproblem – Bayern weiten Kontrollen an Autobahn-Übergängen aus
Innsbruck – Die beiden Todesopfer, die am Samstag am Bahnhof in Wörgl auf einem Zug der Rollenden Landstraße entdeckt wurden, starben, weil sie beim Entladen ein Lkw überrollt hat. Allerdings dürften alle drei Opfer, ein Mann schwebt noch in Lebensgefahr, aufgrund der Kälte bereits bewusstlos gewesen sein.
„Bei den Todesopfern handelt es sich um eine Frau und einen Mann. Alle drei haben schwarze Hautfarbe“, fasst Walter Pupp, Leiter des Landeskriminalamtes, die bisherigen Erkenntnisse zusammen. Die Vermutung liegt nahe, dass die drei als Flüchtlinge aus Italien kommend nach Deutschland wollten. Der Zug, auf dem sie entdeckt wurden, war in Verona gestartet.
Seit einigen Wochen kommt es immer wieder zu Aufgriffen von illegal Eingereisten auf Güterzügen, berichten ÖBB und Polizei in Tirol. Wahrscheinlich nehmen Flüchtlinge wegen des großen Kontrolldrucks auf den Straßen – am Montag kündigte Bayern ab dem 15. Dezember Rund-um-dieUhr-Kontrollen bei Passau, Salzburg und Kufstein an – und in den Personenzügen das Risiko auf sich. Auf Münchner Güterbahnhöfen wurden im November 120 illegal eingereiste Personen aufgegriffen. In den ersten Dezembertagen waren es bereits 37.
Kontrollen schwierig
„Der Aufwand ist enorm“, sagt ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel zu den Schwierigkeiten bei der Kontrolle. Güterzüge sind bis zu 700 Meter lang, und um Nachschau zu halten, müssen mehrere Geleise gesperrt werden. Allerdings fordern die deutschen Behörden von den Österreichern mehr Kontrol- len. Seit Freitag werden daher am Frachtenbahnhof Innsbruck Züge stichprobenartig inspiziert. Am Brenner geht das nicht, weil dort der Bahnhof auf italienischer Seite liegt, heißt es seitens der ÖBB. Montag wurden drei von täglich rund 40 Garnituren gestoppt. Mehr sei logistisch nicht möglich.
Sollten die Österreicher den Kontrollen nicht nachkommen, stoppen die Deutschen die Züge ihrerseits in Raubling im großen deutschen Eck. Was zu einer Totalsperre führt, weil beide Geleise dafür benötigt werden. Für die ÖBB ein Horrorszenario, transportieren sie doch täglich tausende Passagiere über diese Strecke. Offenbar will man damit Druck auf die Österreicher ausüben.
In Tirol wurden heuer mehr als 11.000 illegal Eingereister aufgegriffen. Die meisten stammen aus Afrika, kommen via Italien und wollen weiter nach Deutschland.