Renzi wer?
Das befürchtete Börsenbeben nach dem gescheiterten Verfassungsreferendum in Italien ist am Montag ausgeblieben: Nicht einmal der angekündigte Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi brachte die europäischen Aktienmärkte aus dem Tritt – im Gegenteil, sie legten sogar zu. „Es zeigt sich einmal mehr: Die Investoren ziehen die Gewissheit eines ungewünschten Ausgangs gegenüber der Unsicherheit vor der Wahl vor“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.
Die Mailänder Börse brach zwar zeitweilig um über zwei Prozent ein, reduzierte am Nachmittag die Verluste wieder deutlich. „Viele Investoren hatten auf fallende Kurse gewettet und müssen sich nun wieder mit Aktien eindecken“, sagte ein Börsianer. Schwer unter Druck standen allerdings italienische Bankenwerte, die teilweise um Kapitalerhöhungen ringen. Vor allem eine Lösung für die schwer angeschlagene Monte dei Paschi könnte schwierig werden.
Die Börse setze nun auf einen anderen Italiener, sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. „EZB-Chef Mario Draghi hat alle Gründe auf seiner Seite, geldpolitisch weiter auf dem Gas zu bleiben.“Analysten gehen davon aus, dass die EZB am Donnerstag eine Verlängerung ihrer Wertpapierkäufe von derzeit 80 Milliarden Euro monatlich verkündet. „Draghi ist dafür bekannt, dass er mit geldpolitischen Maßnahmen nicht zögert, wenn Gefahr für die Eurozone droht“, erklärten die Analysten der Helaba.
Stark in der Anlegergunst standen zum Wochenauftakt Autowerte. Fiat, Daimler, BMW und mehrere andere Fahrzeughersteller waren stark gefragt. Außerhalb Italiens entwickelten sich auch mehrere Finanzwerte gut. ING, Deutsche Bank oder BNP Paribas legten allesamt merklich zu. Nicht so gut bei den Anlegern kam eine Meldung der Deutschen Börse an. Das Bundesland Hessen soll nach dem Zusammenschluss mit der London Stock Exchange (LSE) ein Durchgriffsrecht auf den Konzern haben. (red)