Ein Preis, der die Hoffnung nährt
Der Sport wünscht sich von Integrationsminister Kurz mehr Engagement und Mittel
Wien – „Du bist ein Mädchen, du kannst nicht kicken.“Ein klassisches Negativ-Feedback für Fußballerinnen. „Die Hemmschwelle ist hoch. Sind die Trainingsgruppen aber homogen, entsteht Euphorie“, sagt Michaele Portele. Die 27-jährige Sportwissenschafterin leitet „kickmit“, ein Sportprojekt, das Mädchen unterschiedlichster Herkunft im Alter von acht bis 13 Jahren über ein Jahr lang kostenlos Fußballspielen lernen lässt und das bei der Verleihung des Integrationspreises 2016 am Montag im Wiener Haus des Sports zum Sieger gekürt wurde.
Zum neunten Mal zeichnete der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) Sportprojekte aus, die die Integration von Migrantinnen und Migranten fördern. In Wien und Salzburg versammelt „kickmit“bereits mehr als 200 Mädchen, im Training wird Deutsch geredet.
In Österreich ist der Außenminister auch Integrationsminister. In dieser Funktion ist Sebastian Kurz (ÖVP) Schirmherr des Preises. Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) attestierte Kurz in einem Presse- Interview zwar ein „geschultes Auftreten und Eloquenz, aber als Integrationsminister ist er abgetreten“, weil er sich um Integrationsagenden nicht kümmere. Das Preisgeld, 3000 Euro für den Hauptpreis, hat nur symbolischen Wert.
„Der Preis“, sagt Rudolf Hundstorfer dem Standard, sei „schön und gut“, doch sollte es „damit nicht getan sein“. Der Präsident der Bundessport-Organisation (BSO) wünscht sich von Kurz mehr Initiative und mehr finanzielle Mit- tel für sportliche Projekte. Signale gibt es zumindest vom Sportministerium und dem dazugehörigen Bundessport-Förderungsfonds. Dort wurde die Mindestdotierung von Integrationsprojekten im Sport von 200.000 auf 500.000 Euro für das Jahr 2016 angehoben. Das Geld stammt aus einem Sondertopf für gesamtstaatliche Integrationsagenden, in dem sich insgesamt immerhin 76 Millionen Euro befinden.
Die erfolgreiche EM-Qualifikation des Frauen-Nationalteams könnte Projekten wie „kickmit“helfen. Strahlkraft besäßen auch die Bundesligavereine. Wenn Rapid oder Salzburg, wie große deutsche Klubs, starke Frauenteams hätten, würde das mehr Interesse wecken. Portele: „So ist Fußball für Mädchen immer noch ein schwieriges Thema.“