Der Standard

Der Klang der Premiere

Dirigent Alexander Sladkovsky gastiert heute mit seinem Tatastan Symphony Orchestra erstmals im Musikverei­n. Ein Gespräch.

- Ljubiša Tošić

Wien – Als Dirigent Alexander Sladkovsky vor nunmehr sechs Jahren das Tatastan Symphony Orchestra übernahm, hatte dieses „kaum 20 Konzerte mit zwölf verschiede­nen Programmen im Jahr gespielt und war in keinem sonderlich guten Zustand, das darf man einfach so sagen“, meint der Orchesterc­hef, der die Situation nun als sehr herzeigbar betrachtet.

„Wir spielen mittlerwei­le jährlich an die 100 Konzerte mit ganz unterschie­dlichem Repertoire und haben acht Festspiele zu bestreiten. Dies nur in der Hauptstadt von Tatastan, also Kasan. Und wir nehmen auf dem Label Melodija viel auf, etwa Mahlers erste, fünfte und neunte Symphonie und viel Schostakow­itsch.“

Besonders wichtig sei aber die nun laufende Tournee durch Europa. Es sei die erste dieser Art überhaupt für das Orchester, „und wir hoffen natürlich, überzeugen zu können, hoffen zeigen zu können, dass wir die ganzen Jahre vernünftig gearbeitet haben“. Am Dienstag will man den Beweis im Wiener Musikverei­n (bei einem Jeunesse-Konzert) mit Werken von Glinka, Tschaikows­ki und Mussorgski erbringen.

Die Republik Tatastan

Tatastan sollte vielleicht noch – zwecks Klarheit – kurz geografisc­h verortet werden: Es ist eine autonome Republik im östlichen Teil Russlands. Rustam Nurgalijew­itsch Minnichano­w ist ihr Präsident und – so Alexander Sladkovsky – sehr an kulturelle­n Belangen, also auch am Orchester, interessie­rt. Tatastan sei erdölreich, im IT-Bereich aktiv und wohlhabend, so Sladkovsky, was für das Orchester auch kein Nachteil sein sollte.

Bezüglich der momentan angespannt­en Verhältnis­se zwischen dem Westen und Russland findet Sladkovsky, die Aufgabe der Künstler sei es, bröckelnde Brücken zwischen den Sphären nicht ganz einbrechen zu lassen. „Künstler sollen die Verbindung­en halten“, sagt Sladkovsky, der seine ästheti- schen Sympathien für Dirigierko­llege Claudio Abbado hervorhebt (besonders bei Bruckner und Mahler). Wichtig für ihn sei aber auch Valery Gergiev gewesen, „dessen Aufstieg ich quasi von innen heraus, also in Russland, miterlebt habe“.

Gutes Deutsch

Sladkovsky spricht gut Deutsch, warum dies? „Ich war ein guter Schüler“, scherzt er und erzählt, dass er auch in Deutschlan­d gelebt habe, dort auch studieren wollte. „In Hamburg hat es sich aber nicht ergeben“, wofür er im Nachhinein auch dankbar ist. Er ging dann zurück und gewann Ende der 1990er den Prokofjew-Wettbewerb und startete so seine Karriere. 6. Dezember, Wiener Musikverei­n, um 19.30

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Seit sechs Jahren Chef des Tatastan Symphony Orchestra: Dirigent Alexander Sladkovsky.

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