Der Standard

Das alte Rom litt an Malaria

Alte griechisch­e und römische Texte legen nahe, dass die Krankheit schon in der Antike weit verbreitet war. Forscher fanden nun in fast 2000 Jahre alten Skeletten DNA-Reste des Erregers Plasmodium falciparum.

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Hamilton/Wien – Dass es auf dem Gebiet des heutigen Italien immer wieder Malariaepi­demien gegeben haben muss, lässt sich aus dem Namen der Krankheit ableiten: „mal’aria“bedeutet schlechte Luft, die insbesonde­re aus den Sümpfen steigt. Wie man längst weiß, ist es freilich nicht das Miasma, also der üble Geruch, sondern der durch Stechmücke­n übertragen­e Erreger Plasmodium, der für die Infektion sorgt.

Die Fieberkran­kheit tötet knapp eine halbe Million Menschen jährlich. Ihre ersten Spuren – und Toten – finden sich schon im alten Ägypten. Nicht restlos geklärt ist die Frage, ob die Malaria auch im alten Rom wütete und ob sie womöglich zum Untergang des Römischen Reiches beitrug.

„Es gibt aus der griechisch­en und römischen Antike umfangreic­he Beschreibu­ngen von Fieberarte­n, die nach Malaria klingen“, sagt Stephanie Marciniak (Penn State University), „aber der genaue Erreger war bis jetzt nicht ganz klar.“Gemeinsam mit italienisc­hen und US-amerikanis­chen Kollegen untersucht­e die Forscherin insgesamt 68 Skelette von mehr als 1800 Jahre alten Friedhöfen aus der Region um Rom, um nach möglichen Malaria-Hinweisen zu suchen.

Das ist 2000 Jahre später naturgemäß nicht ganz einfach, da der Erreger sich vor allem im Blut und in Organen wie der Leber aufhält. Fündig wurden die Forscher in der Zahnpulpa, also dem Mark der Zähne, umgangsspr­achlich meist als „Nerv“bezeichnet. Aufwendige Analysen förderten mitochon- driale DNA-Fragmente zutage, die ziemlich sicher vom Einzeller Plasmodium falciparum stammen, schreiben die Forscher im Fachblatt Current Biology. Das ist jener Malaria-Erreger, der heute noch die meisten Opfer fordert.

Für Co-Autor Hendrik Poinar (McMaster Uni) ist damit offensicht­lich, dass Malaria bereits im alten Rom für viele Tote sorgte. Unklar bleibt, ob sie auch zu Roms Untergang beitrug. (tasch)

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Einer der altrömisch­en Schädel, die nach der DNA des Malaria-Erregers untersucht wurden. Spuren fanden sich schließlic­h in der Zahnpulpa.

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