Der Standard

Ein Wust an Zahlen

- Stefan Weiss

Sonntagabe­nd, kurz vor 17 Uhr, ORF 2. Moderator Tarek Leitner lockert mit einem dadaistisc­hen Wordrap zum Thema Datenverar­beitung auf: Sora hat die Programmie­rung fertig. Trends werden analysiert. Appell an den Innenminis­ter: „Schnell die Daten schicken!“Erst jetzt, in diesen Sekunden, kommen die Daten herein. „Es ist ein Wust an Zahlen.“

Diesmal muss alles passen: Mathematis­che Rechnung des Computers, menschlich­e Entscheidu­ng für das Modell. Ergebnisse, kaum lesbar, werden in Sekundensc­hnelle eingespeis­t. 17.000 Gemeindeer­gebnisse schon da. Achtung! Dies ist keine Hochrechnu­ng! Kaunertal 86 Prozent Van der Bellen. Pinkafeld 70,3 Prozent Hofer. Aber jetzt: „Schauen wir uns an, wie die Balken sind.“Und? „Die Österreich­er haben ihre Wahl wiederholt! Das steht jetzt so gut wie fix.“

Reaktionen von Rinks und Lechts? Kockl und Lickl? „Horbert Nofer!“, sagt Harald Vilimsky. Schweiß auf der Lippe. Lipgloss beim Kanzler. War kalt draußen. Reinhold Mitterlehn­er Soloauftri­tt, plädiert für Versachlic­hung. SchwarzBla­u? Reinhold Lopatka weicht aus. Die Krawatte ist rot-weißrot. Hofer will weiterkämp­fen, laut Herbert Kickl hat er ja „Unmenschli­ches“geleistet.

Und der Innenminis­ter? War dem Stress entflohen. Tauschte den Zahlenwust gegen den Wortschwal­l bei Anne Will in Berlin. Froh? „Ein Innenminis­ter hat nicht froh oder zufrieden zu sein.“„Österreich ist eine gereifte demokratis­che Landschaft.“Einfluss der Globalisie­rung? Sobotka kamen Zweifel am pragmatisc­hen Gehalt der Debatte. Er sank in Denkerpose und horchte tief in sich hinein. Die Welt, dachte er, werden wir heute nicht mehr retten. Aber eine Wahl wäre geschafft. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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