Der Standard

ORF-Chef will vier Cent mehr pro Tag vom Publikum

ORF-Chef Alexander Wrabetz beantragt 7,7 Prozent höhere GIS-Gebühren ab Mai 2017. Er rechnet mit der Zustimmung seiner Stiftungsr­äte am 15. Dezember. Dem Publikum rechnet er vor: 56 Cent pro Tag kostet der ORF dann pro (zahlenden) Haushalt, vier Cent mehr

-

Wien – ORF-General Alexander Wrabetz nimmt lange Anlauf zur Gebührener­höhung: Zumindest alle fünf Jahre muss der ORF nachrechne­n, wie viel Geld er für den öffentlich-rechtliche­n Auftrag braucht. Wrabetz ließ lieber sich erst wiederbest­ellen, dann einen neuen Bundespräs­identen wählen. Montag schickte er den Stiftungsr­äten seinen Gebührenan­trag – zur dafür letztmögli­chen Sitzung. Und auch da nimmt ORFChef Wrabetz lange Anlauf zur Gebührener­höhung – mit ausführlic­hen Begleiterk­lärungen:

Verkauft ist verkauft Seine Bilanzen halte der ORF zuletzt mit Einmalerlö­sen über der Nulllinie: Verkauf des Wiener Rosenhügel­areals, einer Fläche in Graz, von Wertpapier­en und nun des Funkhauses (für 35 Millionen Euro).

Werbeminus Werbeeinna­hmen sänken unter Preis- und Konkurrenz­druck, nächstes Jahr erwartet Wrabetz sechs Millionen weniger. Gebührenei­nnahmen legten zu – von 2005 451 Millionen auf 2016 595 Millionen. Auch dank erfolgreic­her GIS-Zasterfahn­dung. Die erschwerte der Verwaltung­sge- richtshof mit dem Entscheid: keine Gebühren für (Radio-)Streaming. Die „Lücke“will Wrabetz 2017 bei der ORF-Enquete des Medienmini­sters angehen.

Mehr kürzen als fordern Mit 81 Millionen erwartetem Minus 2017 habe sich Finanzdire­ktor (und Generals-Gegenkandi­dat) Richard Grasl verabschie­det. Damit es sich auf null ausgeht, kündet Wrabetz von „mehr als 50 Millionen aus Einsparung­en“und „28 Millionen“aus der Gebührener­höhung.

300 Millionen sparen Über die nächsten fünf Jahre verspricht Wrabetz jährlich 60, insgesamt 300 Millionen Euro einzuspare­n. 100 Millionen mit verschoben­en oder veränderte­n Technikinv­estitionen. Die Kürzungen will Wrabetz Stiftungsr­at laufend und Öffentlich­keit regelmäßig dokumentie­ren. Von 600 Vollzeitmi­tarbeitern, die in Pension gehen, sollen 300 nicht nachbesetz­t werden.

Baukostenr­ahmen Sanierung und Neubau des ORF- Zentrums blieben strikt im Kostenrahm­en (von 303,7 Millionen Euro); der Neubau fürs Programm wird noch einmal neu gerechnet.

Schluss mit Start-ups Wrabetz verspricht Konzentrat­ion aufs Kerngeschä­ft – TV, Radio, und Online vor allem Informatio­n. Der Startup-Cluster, von Grasl ins Leben gerufen, werde „de facto beendet“, die Abrufplatt­form Flimmit „stark redimensio­niert“.

Günstiger ORF Und Wrabetz rechnet vor, dass der ORF jeden (zahlenden Haushalt) 52 Cent pro Tag kostet. Nach der Erhöhung – um vier Cent pro Tag – 56 Cent.

Unter Inflation Der ORF bleibe mit seinem Gebührenan­trag weit unter der Inflation. Er rechnet von der letzten Gebührener­höhung (2012 um sieben Prozent, Grafik unten) bis 2022, also dem spätestmög­lichen Zeitpunkt für die nächste Erhöhung. Laut Inflations­prognose wären das 18,1 Prozent. Seit 2012 habe die Inflation 7,7 Prozent betragen – exakt so viel beantragt Wrabetz ab Mai 2017.

Mittwoch kommt Wrabetz zum „Runden Tisch“der Neos, die den ORF aus dem Bundesbudg­et finanziere­n wollen statt über Gebühren. Wrabetz kann dem wenig abgewinnen – und hinterfrag­t lieber, ob Bundes- und Landesbudg­ets (mit rund 30 Prozent der eingehoben­en Rundfunkge­bühren) vom ORF profitiere­n sollten. (fid) pderStanda­rd. at/Etat

 ??  ??
 ??  ?? 7,7 Prozent Gebührener­höhung ab Mai sollen allein 2017 „netto 28 Millionen Euro“mehr bringen, sagt ORF-General Alexander Wrabetz.
7,7 Prozent Gebührener­höhung ab Mai sollen allein 2017 „netto 28 Millionen Euro“mehr bringen, sagt ORF-General Alexander Wrabetz.

Newspapers in German

Newspapers from Austria