Der Standard

Brexit-Vertrag soll im Oktober 2018 fertig sein

EU-Chefverhan­dler Barnier erhöht Druck auf Briten: Es gibt keine Extrawürst­e

- Thomas Mayer aus Brüssel

Die Europäisch­e Union geht davon aus, dass für die Verhandlun­gen mit Großbritan­nien über den Austritt aus der Gemeinscha­ft de facto nur eineinhalb Jahre Zeit bleiben. Das hat der Chefverhan­dler der EU-Kommission, der Franzose Michel Barnier, am Dienstag in Brüssel in seiner ersten Pressekonf­erenz nach seiner Bestellung durch Kommission­schef JeanClaude Juncker deutlich gemacht.

Man begebe sich auf „unsicheres Neuland“, der Vorgang sei „komplex, politisch heikel und werde wichtige Konsequenz­en für beide Seiten bringen“, sagte er. Es sei keine Zeit zu verlieren.

Die britische Premiermin­isterin Teresa May hat zwar angekündig­t, dass sie „im März“den Antrag nach Artikel 50 des EU-Vertrages stellen will. Aber sonst gibt es keinerlei bekannte Positionen, wie sich das Land die Beziehunge­n mit der EU in Zukunft vorstellt.

Unter Österreich­s EU-Vorsitz

Barnier, ab 1999 mehrfach EUKommissa­r, EU-Abgeordnet­er in Straßburg und Mehrfachmi­nister in Frankreich, erhöhte den Druck auf die Regierung in London. Er gehe davon aus, dass der Austrittsv­ertrag im Oktober 2018 auf dem Tisch liegen werde. Dann müssten die EU-Regierungs­chefs, das EU-Parlament und die Mitgliedst­aaten darüber befinden. Das sei das Zeitkonzep­t, will man das Ausscheide­n der Briten rechtzeiti­g vor den nächsten Europawahl­en im Mai 2019 „in aller Form und geordnet über die Bühne bringen“.

Der Chefverhan­dler macht bereits sehr konkret, welche Bedin- gungen die EU-Institutio­nen an London stellen werden: Die 27 Staaten werden nach dem Prinzip „Einheit ist Stärke“vorgehen. „Nur EU-Mitglieder verfügen über Rechte und Privilegie­n“, so Barnier, nicht aber künftige Drittstaat­en wie Großbritan­nien.

London müsse selbst entscheide­n, welche Art, welches Modell von Beziehung es zur Union wolle, und das mitteilen. Vor dem offizielle­n Austrittsa­ntrag gebe es dazu keinerlei Verhandlun­gen. Eine „Rosinenpic­kerei“bei den vier Grundfreih­eiten der EU sei ausgeschlo­ssen. Sollten die Briten etwa weiter Zugang zum Binnenmark­t wollen, dann müssten sie, ähnlich wie Norwegen, dafür ins EU-Budget einzahlen.

Barnier hat eine Taskforce von 30 Leuten zur Verfügung, die mit Institutio­nen und Ländern die Gespräche vorbereite­t. Sein Plan, den Brexit-Vertrag im Oktober 2018 abzuschlie­ßen, würde auch für die Regierung in Wien zur Bewährungs­probe: Österreich führt im zweiten Halbjahr 2018 den EUVorsitz und müsste das dann umsetzen.

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