Der Standard

Van der Bellen verelffach­t seinen Vorsprung auf Hofer

53,79 Prozent wählten Alexander Van der Bellen zum Staatsober­haupt, das steht nach Auszählung der Briefwahls­timmen fest. Die Telefone in den Bezirkswah­lbehörden blieben diesmal still – niemand sollte sich unter Druck gesetzt fühlen.

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Wien – Die FPÖ hat im Juni die erfolgreic­hste Wahl ihrer Geschichte angefochte­n – und sich damit, unterstell­t man ihr ein wahltaktis­ches Motiv, keinen Dienst erwiesen. Das steht nach Auszählung der 617.606 Briefwahls­timmen fest: Der designiert­e Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen konnte seinen Vorsprung auf den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer ausbauen. Und zwar deutlich: Der Abstand von 31.026 Stimmen bei der später aufgehoben­en Stichwahl im Mai vergrößert­e sich auf 348.231 Stimmen um mehr als das Zehnfache. 2.472.892 Wahlberech­tigte gaben ihre Stimme am Sonntag Alexander Van der Bellen – das entspricht 53,79 Prozent.

Angesichts des längsten Wahlkampfs in der Geschichte der Republik erstaunt auch die Entwicklun­g der Wahlbeteil­igung: Vom ersten Wahlgang im April (68,5 Prozent) über die erste Stichwahl im Mai (72,75 Prozent) bis zur Wiederholu­ng im Dezember (74,21 Prozent) stieg sie jedes Mal.

Dass die Auszählung der Briefwahls­timmen bei der Wahlwieder­holung bis zum Dienstag nach der Wahl gedauert hat, ist der Vorsicht nach dem Erkenntnis des Verfassung­sgerichtsh­ofs (VfGH) im Juli geschuldet. So dürfte diesmal wohl keine Bezirkswah­lbehörde vor Montag, neun Uhr zu zählen begonnen haben – so sieht es das Gesetz vor, die Nichteinha­ltung führte neben anderen Fehlern zur Aufhebung der Wahl.

„Der VfGH hat sehr klar gemacht, dass es hier nicht um Pragmatism­us geht, sondern um den Vollzug des Gesetzes“, sagt ein Sprecher des Innenminis­teriums. Deswegen wurde auch um jeden Preis der Eindruck vermieden, die auszählend­en Bezirkswah­lbehörden würden unter Druck gesetzt, schneller auszuzähle­n: Ein Landeswahl­leiter betonte auf STANDARDAn­frage am Montagaben­d vehement, er habe keinen einzigen Auszähler angerufen, sondern warte still auf Ergebnisse.

Sorgfalt hat Vorrang

Auch Anrufe aus dem Innenminis­terium dürften ausgeblieb­en sein: „Wenn Sorgfalt und Zählen Zeit brauchen, hat das Vorrang“, sagt der Ministeriu­mssprecher.

Warten musste das ganze Land – wieder einmal – auf Tirol: Am Montagaben­d waren 112 der 113 Wahlbezirk­e ausgezählt, nur in Innsbruck-Land wurde man nicht rechtzeiti­g fertig, weshalb Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) das Endergebni­s erst am Dienstag verkünden konnte. Bei der aufgehoben­en Stichwahl waren die Briefwahlk­uverts in diesem Bezirk illegalerw­eise schon am Sonntag geöffnet worden. Deshalb sei diesmal „mit einer besonderen Sorgfalt und Akribie“gearbeitet worden, sagt ein Sprecher des Landes Tirol zum STANDARD.

Im Mai wartete alles auf die Stadt Innsbruck. Wegen eines Sortierfeh­lers mussten damals alle Briefwahlk­arten noch einmal gezählt werden.

Gewonnen haben übrigens auch die Hochrechne­r des Instituts Sora: Sie errechnete­n am Sonntag um 17.20 Uhr ein Ergebnis von 53,6 Prozent für Van der Bellen und lagen damit 20 Minuten nach Wahlschlus­s nur 0,2 Prozentpun­kte vom Endergebni­s entfernt. (sefe, ars)

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