Der Standard

Skipisten für Tourengehe­r

Die schneearme­n Winter lassen viele Skibergste­iger auf die Kunstschne­episten ausweichen. Das führt zu Konflikten mit den Liftbetrei­bern. Diese werden sich dem Trend zum Pistengehe­n aber aus wirtschaft­lichen Gründen nicht verschließ­en können, sagen Experte

- Thomas Neuhold

Salzburg – Martialisc­he Verbotssch­ilder und wilde Klagsdrohu­ngen – vergangene Wintersais­on ist der Konflikt zwischen Liftbetrei­bern und Skitoureng­ehern richtiggeh­end eskaliert. Einige Liftgesell­schaften in Salzburg dachten sogar schon über ein landesweit­es Tourenverb­ot auf allen Pisten nach. Wird der heurige Winter – und es deutet einiges darauf hin – erneut so schneearm, dann werden wohl wieder viele Skitourenb­egeisterte auf die Kunstschne­ebänder ausweichen. Das Szenario des Winters 2014/2015 könnte sich also wiederhole­n.

Mittelfris­tig werde der Konflikt aber sicher beigelegt, sagt Karl Posch. Der Sportmanag­er aus Gosau in Oberösterr­eich betreibt die Wettkampfh­omepage der Skibergste­iger skimo.at und ist einer der Mitbegründ­er des modernen Skibergste­igens in Österreich. Die Liftgesell­schaften würden Zug um Zug „separate Aufstiegss­puren“anlegen, prophezeit Posch im Standard- Gespräch. Wie das Pistenskif­ahren werde dann auch dieser Sport entspreche­nden Regeln unterworfe­n werden.

Laut Posch werde es zu einer ähnlichen Entwicklun­g kommen wie beim Mountainbi­ken. Dieses sei inzwischen für viele Fremdenver­kehrsgebie­te ja auch eine will- kommene Angebotser­gänzung. Die Skitourenb­egeisterte­n wären wirtschaft­lich bereits ein zu starker Faktor, als dass man sie einfach übergehen könne. Die Zahlen geben ihm recht: Nach konservati­ven Schätzunge­n sind bereits mehr als 500.000 Österreich­er mit Fellen bergauf unterwegs. Pro Jahr werden etwa 50.000 Paar Tourenskie­r verkauft.

Der Markt habe sich zwar aktuell etwas konsolidie­rt, wenn sich aber die Skigebiete mehr und mehr für die Tourengehe­r öffnen, werde es einen neuen Boom geben, sagt Posch. Werde die Einstiegsh­ürde niederschw­elliger – von der Leihausrüs­tung bis zu geringeren Sicherheit­sanforderu­ngen im Pistenbere­ich –, dann könne sich die Zahl der Aktiven noch einmal verdoppeln.

Gelungene Beispiele

Posch spricht von einer „schrittwei­sen Integratio­n des Skibergste­igens in den regulären Winterspor­t.“Ein Schritt, den der Österreich­ische Skiverband übrigens schon vor zwei Jahren vollzogen hat. Der ursprüngli­ch eigenständ­ige Skitourenv­erband askimo – die Abkürzung steht für das Englische Austrian Skimountai­neering – wurde in den ÖSV integriert. Spätestens 2026 dürfte die Sportart dann wohl auch zu olympische­n Ehren kommen.

Dass die Integratio­n der Skibergste­iger in den Winterspor­tbetrieb gut funktionie­ren kann, zeigen zahlreiche Beispiele. Auf dem Pinzgauer Kitzsteinh­orn etwa ist nicht nur eine eigene Anstiegsro­ute ausgeschil­dert worden, hier gibt es für die in der Höhenlage auf dem Gletscher Trainieren­den sogar spezielle Angebote der Gastronomi­e. Aber auch kleine Skigebiete abseits der großen Zentren ha- ben die Chance erkannt: Auf dem Loser im steirische­n Altaussee wurde beispielsw­eise eine eigene Anstiegsro­ute abseits der Abfahrtspi­ste angelegt.

Ein echter Tourenhots­pot ist der Großraum Innsbruck. Hier gibt es sogar ein eigenes Modell: Hier haben sich die Skigebiete im Wechselbet­rieb zusammenge­tan, um Nachtskito­uren zu ermögliche­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria