Skipisten für Tourengeher
Die schneearmen Winter lassen viele Skibergsteiger auf die Kunstschneepisten ausweichen. Das führt zu Konflikten mit den Liftbetreibern. Diese werden sich dem Trend zum Pistengehen aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht verschließen können, sagen Experte
Salzburg – Martialische Verbotsschilder und wilde Klagsdrohungen – vergangene Wintersaison ist der Konflikt zwischen Liftbetreibern und Skitourengehern richtiggehend eskaliert. Einige Liftgesellschaften in Salzburg dachten sogar schon über ein landesweites Tourenverbot auf allen Pisten nach. Wird der heurige Winter – und es deutet einiges darauf hin – erneut so schneearm, dann werden wohl wieder viele Skitourenbegeisterte auf die Kunstschneebänder ausweichen. Das Szenario des Winters 2014/2015 könnte sich also wiederholen.
Mittelfristig werde der Konflikt aber sicher beigelegt, sagt Karl Posch. Der Sportmanager aus Gosau in Oberösterreich betreibt die Wettkampfhomepage der Skibergsteiger skimo.at und ist einer der Mitbegründer des modernen Skibergsteigens in Österreich. Die Liftgesellschaften würden Zug um Zug „separate Aufstiegsspuren“anlegen, prophezeit Posch im Standard- Gespräch. Wie das Pistenskifahren werde dann auch dieser Sport entsprechenden Regeln unterworfen werden.
Laut Posch werde es zu einer ähnlichen Entwicklung kommen wie beim Mountainbiken. Dieses sei inzwischen für viele Fremdenverkehrsgebiete ja auch eine will- kommene Angebotsergänzung. Die Skitourenbegeisterten wären wirtschaftlich bereits ein zu starker Faktor, als dass man sie einfach übergehen könne. Die Zahlen geben ihm recht: Nach konservativen Schätzungen sind bereits mehr als 500.000 Österreicher mit Fellen bergauf unterwegs. Pro Jahr werden etwa 50.000 Paar Tourenskier verkauft.
Der Markt habe sich zwar aktuell etwas konsolidiert, wenn sich aber die Skigebiete mehr und mehr für die Tourengeher öffnen, werde es einen neuen Boom geben, sagt Posch. Werde die Einstiegshürde niederschwelliger – von der Leihausrüstung bis zu geringeren Sicherheitsanforderungen im Pistenbereich –, dann könne sich die Zahl der Aktiven noch einmal verdoppeln.
Gelungene Beispiele
Posch spricht von einer „schrittweisen Integration des Skibergsteigens in den regulären Wintersport.“Ein Schritt, den der Österreichische Skiverband übrigens schon vor zwei Jahren vollzogen hat. Der ursprünglich eigenständige Skitourenverband askimo – die Abkürzung steht für das Englische Austrian Skimountaineering – wurde in den ÖSV integriert. Spätestens 2026 dürfte die Sportart dann wohl auch zu olympischen Ehren kommen.
Dass die Integration der Skibergsteiger in den Wintersportbetrieb gut funktionieren kann, zeigen zahlreiche Beispiele. Auf dem Pinzgauer Kitzsteinhorn etwa ist nicht nur eine eigene Anstiegsroute ausgeschildert worden, hier gibt es für die in der Höhenlage auf dem Gletscher Trainierenden sogar spezielle Angebote der Gastronomie. Aber auch kleine Skigebiete abseits der großen Zentren ha- ben die Chance erkannt: Auf dem Loser im steirischen Altaussee wurde beispielsweise eine eigene Anstiegsroute abseits der Abfahrtspiste angelegt.
Ein echter Tourenhotspot ist der Großraum Innsbruck. Hier gibt es sogar ein eigenes Modell: Hier haben sich die Skigebiete im Wechselbetrieb zusammengetan, um Nachtskitouren zu ermöglichen.