Der Standard

Finanzmini­ster billigen EU-Wachstumsp­akt

Die EU wird den 2015 gestartete­n Pakt für strategisc­he Investment­s auf gut 500 Milliarden Euro ausweiten. Die Finanzmini­ster haben das beschlosse­n. Im Kampf gegen Steuerverm­eidung sind sie jedoch uneinig.

- Thomas Mayer aus Brüssel

Nach Jahren der tiefen Einbrüche bei Wachstum und Investitio­nen insbesonde­re in der Eurozone haben sich wirtschaft­liche Grunddaten in den meisten EU-Staaten seit Frühjahr leicht in eine Erholungsp­hase gedreht. Arbeitslos­igkeit nimmt ab. Von Experten der EU-Kommission wird der Anstieg von Investitio­nen zum Teil darauf zurückgefü­hrt, dass viele transnatio­nale Projekte seit dem Start des Fonds für strategisc­he Investitio­nen (EFSI) angekurbel­t wurden.

Dieser nach dem Kommission­spräsident­en als Erfinder benannte „Juncker-Fonds“hat im ersten Jahr seines Bestehens ein Investitio­nsvolumen von mehr als 130 Milliarden Euro ausgelöst. Grundlage sind 16 Milliarden Euro aus dem EU-Budget, die über Kredite der Europäisch­en Investitio­nsbank (EIB) auf den Kapitalmär­kten auf insgesamt 315 Milliarden Euro „gehebelt“werden, um in drei Jahren Investitio­nen in Infrastruk­turen wie Transport, Datenleitu­ngen oder Energie auszulösen.

Um das zu verstärken, wird der EFSI bis zum Jahr 2020 verlängert. Mit weiteren zehn Milliarden Euro aus dem Gemeinscha­ftsbudget und 7,5 Milliarden von der EIB sollen nun Gesamtinve­stitionen von mehr als 500 Milliarden Euro angestoßen werden. Das haben die EU-Finanzmini­ster beim Treffen in Brüssel Dienstag beschlosse­n.

Jean-Claude Juncker hatte eine Verdoppelu­ng des Fonds auf 630 Milliarden gefordert. Aber die Minister verweigert­en die nötige na- tionale Finanzieru­ngsbeteili­gung. Uneinig waren sie sich – wieder einmal – was die Einführung einer Finanztran­saktionsst­euer betrifft. Das Thema soll laut Minister Hans Jörg Schelling im Jänner auf den Tisch kommen. Er sprach sich auch dafür aus, den EFSI auf Migrations­projekte auszudehne­n, gemeinsam mit der Weltbank, um in Herkunftsl­ändern der Flüchtling­e investiere­n zu können.

Abgelehnt wurde von den Finanzmini­stern auch der Vorschlag, dass jene Euroländer, die zuletzt eine solide Haushaltsp­olitik gemacht haben, zusätzlich­e 0,5 Prozent ihrer Wertschöpf­ung (BIP) zur Ankurbelun­g der Konjunktur ausgeben.

Erleichter­ung für Griechen

Zumindest in beschränkt­em Ausmaß kann die griechisch­e Regierung aufatmen. Ihr Wunsch nach „hartem“Schuldener­lass wurde zwar nicht entsproche­n. Die Eurogruppe kam aber überein, dass Athen durch „technische Maßnahmen“im Eurohilfsf­onds (ESM) Zahlungser­leichterun­gen zugestande­n bekommt, unabhängig von der laufenden Evaluierun­g der Reformmaßn­ahmen. So werden etwa Laufzeiten von Krediten von 28 auf 32 Jahre gestreckt, Zinskondit­ionen verbessert.

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Foto: AFP / E. Dunand Große Runde, kleine Einigkeit: Bei Finanztran­saktionsst­euer und Steuerverm­eidung sind die EU-Finanzmini­ster alles andere denn einig.

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