Produktivität steigt seit Krise 2008 nur langsam
Überregulierung behindert Wachstum in Österreich
Wien – Seit der Wirtschaftskrise 2008 ist das Produktivitätswachstum in den OECD-Ländern abgeflacht. Während die Produktivität in Österreich vor der Krise um rund 1,8 Prozent pro Jahr anstieg, ist das Wachstum seither auf ein Prozent gesunken. Diese Ergebnisse präsentierte Lars Feld, Wirtschaftsforscher der Universität Freiburg, am Dienstag in der Wirtschaftskammer Österreich.
„Produktivität ist die Voraussetzung für Wirtschaftswachstum“, sagt der Ökonom. Deshalb sei die Performance auf dem Arbeitsmarkt gesamtwirtschaftlich ein entscheidender Faktor. Wirtschaftspolitische Entscheidungen wie Arbeitsmarktreformen beeinflussten das Produktivitätswachstum. Diese seien von Land zu Land verschieden, sagt Feld.
Neue Technologien
Der Arbeitsmarkt habe sich in Deutschland durch die Reformpolitik zuletzt zwar positiv entwickelt, zahlreiche im Niedriglohnsektor geschaffene Stellen hätten sich dafür negativ auf das Produktivitätswachstum ausgewirkt. Davon sei vor allem der Dienstleistungssektor betroffen. Dieser stehe in Österreich besser da. Im verarbeitenden Gewerbe habe die Produktivität in beiden Ländern zugenommen.
Ein wichtiger Faktor in der Produktivitätssteigerung seien Investitionen in neue Technologien. Überregulierungen würden in Österreich und Deutschland jedoch Investitionen hemmen, meint Feld. Um die Produktivität anzukurbeln, müssten Klein- und Mittelbetriebe vermehrt auf Technologie setzen. Dass dadurch zahlreiche Jobs verlorengingen, hält Feld für übertrieben. Die alternde Bevölkerung würde sich außerdem ungünstig auf die Produktivität auswirken, da ältere Menschen oft schlechter mit neuer Technik umgehen könnten. Dem müsse durch gezielte Bildungsmaßnahmen gegengesteuert werden.
In Österreich seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht optimal, es würde kaum Anreize für Investitionen gegeben, meint der Politologe Peter Filzmaier. Laut einer von ihm präsentierten Studie bezeichnet die Hälfte der Unternehmer das Klima und die Bürokratie in Österreich als investitionsfeindlich. Das habe realwirtschaftliche Auswirkungen: Mehr als 50 Prozent der Unternehmer würden Investitionen deshalb aufschieben. (lauf)