Wie Pech, Pannen und ein Clan VW prägten
Einen Porsche kennt jedes Kind. Einen Porsche wollen alle haben – und sei es nur als Symbol dafür, es geschafft zu haben. Das behauptet zumindest der Wirtschaftsressortchef der FAS, Georg Meck in seiner Geschichte der Familie Porsche/ Piëch. Ob er damit recht hat, sei dahingestellt. Neben einer Reihe anderer Autoren nimmt auch Meck Dieselgate zum Anlass, um hinter die Kulissen des Volkswagen-Konzerns zu blicken. Im Fokus: Die Geschichte des mächtigen Clans, der die Geschicke von VW besonders prägt. Der tiefe Sturz, davon ist Meck überzeugt, hat auch viel mit ihm zu tun, eine zeitweise schrecklich zerstrittene Familie. Sex, Scheidungen, Alleinherrscher, Harmoniestifter und Zukunftshoffnungen: Die Geschichte hat alle Ingredienzien einer großen Familiensaga. Meck hat sie sachkundig, mit viel Liebe zu Hintergrund und Detail zusammengetragen. Leichte Kost für einen kalten Sonntagnachmittag.
Die fortwährenden Höhen und Tiefen von VW knöpft sich – auf dem Höhepunkt der derzeitigen Krise – auch Mark C. Schneider vor. Seit den 1970er-Jahren war die wirtschaftliche Lage der Wolfsburger alle zehn Jahre bedrohlich. Manches hat man vergessen. Unrühmliche Ausflüge wie jener Ende der 1970erJahre, als man das Geschäft diversifizieren wollte und den deutschen Schreibmaschinenhersteller Triumph-Adler kaufte und damit 2,5 Milliarden D-Mark in den Sand setzte. Das ursprünglich erhoffte zweite Standbein des Konzerns hat damit mehr gekostet als der Erwerb von Seat und Škoda zusammen. Auch fehlende Produktivitätsfortschritte und immer neue „soziale Errungenschaften“waren wiederkehrend auf dem Tapet. Auch dieser Streifzug durch die Geschichte des Konzerns ist gelungen, wenngleich etwas trockener in der Materie und nicht ganz so unterhaltsam geschrieben, was wohl auch mit den erwähnten Tiefen zu tun hat.
Anfang der 1980er-Jahre war Deutschland in der Analyse seines damaligen Chefs etwa zum „Hochkostenstandort und Hochpreisland geworden, sehr zur Freude unserer ausländischen Konkurrenz“. Ein Thema, das auch in den 1990er-Jahren die Konzernlenker bewegte: zu hohe Kosten. In den USA kam es zu einem Absatzeinbruch wegen der schlechten Qualität der in Mexiko gefertigten Autos. Der Golf war da schon geboren. Er verkaufte sich auch gut. Nur bei der Produktion haperte es: Aufgrund defekter und fehlender Teile waren teure Sonderschichten wenig effektiv. Pech und Pannen auf dem Weg zum Weltkonzern. Georg Meck, „Auto, Macht, Geld. Die Geschichte der Familie Porsche Piëch“. € 22,95 / 303 Seiten. Rowohlt Berlin, Berlin 2016 Mark C. Schneider, „Volkswagen, eine deutsche Geschichte“. € 22,70 / 366 Seiten. Berlin-Verlag, München/Berlin 2016