Der Standard

Wachsendes Geschäft mit selbstheil­enden Lacken

Was 1947 mit Holzpolitu­ren und Beizmittel­n begann, ist mittlerwei­le ein Innovation­sführer bei Holzlacken. Zuletzt kam es im Tiroler Adler-Werk zu Innovation­en, die die Lebensdaue­r von lackierten Holzgegens­tänden erhöht.

- Johanna Ruzicka

Wien/Schwaz – „15 Prozent unserer Produkte sind nicht älter als fünf Jahre“, erläutert Albert Rössler, Forschungs­leiter der Adler Lackfabrik, nicht ohne Stolz. In Österreich ist das Unternehme­n, „in dessen Adern Farbe fließt“, Marktführe­r. Aber auch internatio­nal ist das Tiroler Unternehme­n gut aufgestell­t: In sechs Ländern gibt es Vertriebsg­esellschaf­ten, von denen aus in 30 Staaten geliefert wird: an die Möbelindus­trie, Tischler und für den wachsenden Heimwerker­markt.

Immer wurde darauf Bedacht gelegt, dass das Kerngeschä­ft nicht ins Ausland verlagert wurde. „Wir bleiben unserem Produktion­sstandort treu“, erläutert Andrea Berghofer beim Innovation Day 2016 der chemischen Indust- rie. Ihr Großvater hat 1934 in Schwaz ein Fachgeschä­ft für Farben eröffnet und nach dem Krieg dort eine Farbenfabr­ikation gestartet. An diesem Standort werden auch heute noch Lacke hergestell­t, 2001 übernahm die Enkelin die Geschäftsf­ührung; 2014 wurden 95 Millionen Euro Umsatz erwirtscha­ftet.

Derzeit wird der Standort kräftig ausgebaut. Eine neue Wasserlack-Produktion entsteht, zusammen mit einem neuen Hochregall­ager, einer Solaranlag­e am Dach und einer ausgeklüge­lten Rohstofflo­gistik. Es ist dies die „die modernste Wasserlack­fabrik“Europas, die hier entsteht, sagt Forschungs­leiter Rössler. Allein für die Fabrikserw­eiterung werden 20 Millionen Euro veranschla­gt; 2017 soll der Bau abgeschlos­sen sein.

Das Besondere ist die „modulare Fabrikatio­nsweise“, nach der künftig geforscht, entwickelt und produziert wird. Das heißt, dass die unterschie­dliche Chargengrö­ße möglich wird, und zwar in jedem Farbton und in jedem Glanzgrad: Es kommt zum „personalis­ierten“Holzlack, der so aussieht, wie es sich der Kunde vorstellt.

Viel geforscht wurde zuletzt am „selbstheil­enden Lack“, erläutert Rössler. Dabei werden kleine Kapseln, mit einer Flüssigkei­t gefüllt, dem Lack beigemisch­t. „Das funktionie­rt so ähnlich wie bei Luftblasen“. Wenn es, zum Beispiel weil es stark hagelt, zu Schäden – Risse oder Löchern im Lack kommt – war das bisher ein Problem. Das Holz darunter war nicht mehr ausreichen­d geschützt. Und hässlich war es auch.

Mit dem selbstheil­enden Lack nun platzt nicht nur der Lack auf, sondern auch die getroffene­n Kapseln. Die Flüssigkei­t im Inneren der Kapsel tritt aus und versiegelt den Lackschade­n. Keine externe Flüssigkei­t – Regen, Schnee, Matsch oder auch Küchendamp­f – kann nun zum Untergrund vordringen; das unschöne Abblättern des Lacks bleibt aus und vor allem: Es kommt zu keiner Beschädigu­ng des Untergrund­s.

Bei Adler wird diese Innovation, die die Lebensdaue­r eines Produkts erhöht, „SH-Effekt“genannt. SH, das steht für selbstheil­ende Beschichtu­ng. 2016 erhielt das Unternehme­n im Familienbe­sitz dafür den Tiroler Innovation­spreis. „Das ist eine Basistechn­ologie, auf der wir aufbauen werden“, erläutert Rössler.

Nachwachse­nde Rohstoffe

Auch Rohstoffe aus nachwachse­nden Quellen gehören für den Lackspezia­listen ins Portfolio. Zum Beispiel ein Holzöl, das insbesonde­re für die Spielzeugi­ndustrie gedacht ist, aber auch in Außenberei­ch Anwendung findet. Doch hat die Mehrheit der Produkte noch immer eine petrochemi­sche Basis.

Adler hat 520 Mitarbeite­r, davon 320 in Österreich und davon wiederum 110 Personen in Forschung und Entwicklun­g. In Österreich ist das Unternehme­n der führende Hersteller von Lacken, Farben und Holzschutz­mitteln. Rund 16.000 Tonnen Lacke verließen 2014 das Schwazer Werk.

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Foto: Adler/Plattner Die Produktion in der Adler Lackfabrik wird künftig „personalis­iert“: Jede vorstellba­re Farbnuance in jeglicher Losgröße kann dann hergestell­t werden.
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