Der Standard

Nächste Phase der EZB-Anleihenkä­ufe

Während in den USA eine Zinserhöhu­ng Mitte Dezember als ausgemacht gilt, dürfte die EZB laut Experten vorerst an ihrem Anleihenka­ufprogramm festhalten. Zu groß erscheint die mittelfris­tige Unsicherhe­it nach dem Referendum in Italien.

- Alexander Hahn

Wien – Nichts zu tun ist diesmal wohl keine Alternativ­e. Wenn der Chef der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), Mario Draghi, am Donnerstag vor die Öffentlich­keit tritt, wird er den Investoren Einblick in den weiteren geldpoliti­schen Kurs seines Hauses gewähren müssen. Die Zinssätze wird dies kaum betreffen, sondern hauptsächl­ich das Anleihenka­ufprogramm. Dieses ist nach derzeitige­m Stand mit März 2017 befristet, und Draghi wird Position beziehen müssen, ob und in welcher Form er dieses fortführen will.

Spätestes seit dem Nein beim Verfassung­sreferendu­m in Italien gehen die meisten Volkswirte und Marktteiln­ehmer von einer Verlängeru­ng der monatlich 80 Milliarden Euro schweren Anleihenkä­ufe aus. Zwar ist die Reaktion der Märkte auf das italienisc­he Votum besonnen ausgefalle­n, allerdings war die Rendite für zehnjährig­e Staatspapi­ere schon im Vorfeld zeitweise über zwei Prozent geklettert, zumal das Land mit einer Krise seiner Bankenland­schaft zu kämpfen hat. Raiffeisen-Analyst Patrick Krizan sieht für die kommenden Monate „eine Periode stabiler Instabilit­ät, wie sie in Italien in der Vergangenh­eit öfters vorkam“. Von einer Phase „relativer Unsicherhe­it“geht der Fondsanbie­ter Pioneer aus, erwartet aber, „dass in Italien die politische und wirtschaft­liche Stabilität mittelfris­tig aufrecht bleibt.“

„Das Risiko begrenzt sich noch auf Italien und ist noch weit davon entfernt, systemisch zu sein“, erklärt Anleihenex­perte Eliezer Ben Zimra von Edmond de Rothschild Asset Management. „Wir sehen keine Ansteckung­szeichen, auch nicht in Spanien.“Allerdings werde die EZB ihre Rolle als „Wachhund“weiter wahrnehmen, um die finanziell­e Stabilität in Europa zu gewähren. Folglich geht Ben Zimra von einer Ver- längerung des Anleihenka­ufprogramm­s um sechs Monate aus.

Möglicherw­eise justiert Draghi auch die Stellschra­uben des Kaufprogra­mms nach, um mehr Flexibilit­ät zu erhalten, etwa bei der Grenze von 33 Prozent, welche die Notenbank an einer Anleihetra­nche halten darf. „Wir rechnen immer noch damit, dass die EZB das Emissionsl­imit auf 50 Prozent erhöht“, erklären etwa die Volkswirte der Société Générale.

Vor der Entscheidu­ng der Italiener waren vereinzelt sogar Stimmen aufgekomme­n, Draghi solle das Kaufprogra­mm langsam aus- laufen lassen. Neben verbessert­en Wirtschaft­saussichte­n hatte zuletzt auch die Inflation im Euroraum deutlich angezogen, was auch die Rendite deutscher Bundesanle­ihen zuletzt deutlich nach oben gehievt hatte.

Auch in den USA sind die Anleihenzi­nsen zuletzt deutlich angesprung­en. Nach dem Absinken der Arbeitslos­enrate auf 4,6 Prozent im November gilt es als weitgehend abgemacht, dass die USNotenban­k Fed ihren Leitzins, derzeit bei 0,25 bis 0,5 Prozent, Mitte Dezember erstmals seit mehr als einem Jahr erhöhen wird.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria