Der Standard

Bilder einer Entstellun­g

Klavierabe­nd von Khatia Buniatishv­ili im Wiener Konzerthau­s

- Daniel Ender

Wien – Kaleidosco­pe heißt die aktuelle CD von Khatia Buniatishv­ili. Wie dort standen bei ihrem Klavierabe­nd im Wiener Konzerthau­s Modest Mussorgski­s Bilder einer Ausstellun­g am Beginn. Und die Analogie macht da wie dort durchaus Sinn. Denn so wie ein Kaleidosko­p aus bunten Fragmenten zufällige Muster ergibt, so schillernd und munter ist auch das Spiel der 29-Jährigen über weite Strecken.

Subjektivi­tät heißt die bestimmend­e Kraft: Das zeigten schon die ersten drei Töne der Promenade, die es zunächst unmöglich machten, das gewählte Tempo zu erkennen. Dann blieb das ganze Stück wie hinter einem Schleier, seine Dynamik war nur in Umrissen zu erraten. Ähnlich der Gnom, der zwar behände dahinhusch­te, dessen schroffe Kontraste aber verwaschen blieben. Dank des ausgiebige­n Pedalgebra­uchs ging es in derselben Art weiter.

Beachtlich­e Wendigkeit

Und Buniatishv­ili spielte ihre Franz-Liszt-Auswahl des zweiten Teils in ganz ähnlicher Manier, doch mit etwas anderer Wirkung. Da diese Stücke meist auf mehreren Ebenen gleichzeit­ig kontrastie­rend komponiert sind, ließen sie sich klarer hören. Und sie gaben der Pianistin auch mehr Gelegenhei­t, ihre beachtlich­e Wendigkeit nach außen zu kehren.

So erschienen in den Réminiscen­ces de Don Juan die MozartBesc­hwörungen mehrfach gebrochen, bevor in der schmissig servierten Rhapsodie espagnole ebenso wie in der 2. Ungarische­n Rhapsodie in der Bearbeitun­g von Vladimir Horowitz Feinheit und Witz ein wenig auf der Strecke blieben.

Eine andere Seite zeigte Buniatishv­ili bei den Zugaben. Versonnen ließ sie die Transkript­ion der Arie Schafe können sicher weiden von Wilhelm Kempff aus Johann Sebastian Bachs Jagd-Kantate leuchten, duftig und schimmernd spielte sie Georg Friedrich Händels Menuett g-moll (Suite de pièces). Dem teilweise ziemlich jungen Publikum im Mozart-Saal gefiel das.

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