Der Standard

Brüsseler Haus in Künstlerha­nd

Tonto- Gründerin Edda Strobl im EU- Steiermark­haus

- Colette M. Schmidt aus Brüssel

Wie eine Gerichtsze­ichnerin sitzt Edda Strobl als Beobachter­in bei Theaterstü­cken und hält Szenen auf ihrem Skizzenblo­ck fest. Manchmal sieht sich die Grazer Künstlerin und Comiczeich­nerin Stücke auch mehrmals an. In der Performanc­e Das, was bleibt zeigte Strobl, die seit den frühen 1990er Jahren in Graz arbeitet und vor Ort das Label Tonto Comics gründete, nun in Brüssel das Resultat dieser Sitzungen.

Es waren verschiede­ne Theaterpro­duktionen der Gruppe Zweite Liga für Kunst und Kultur, die Strobl in Skizzen verewigte. Mit drei Projektore­n warf sie diese im Steiermark­haus, der offizielle­n Vertretung des Bundesland­es in der EU-Hauptstadt, an die Wand. Die Texte las Strobl mit den Künstlerko­lleginnen Iris Kaper und Elisabeth Saubach, beide wie Strobl Mitglieder des freien Atelierhau­ses Schaumbad in Graz.

Nach einer – nicht ganz unumstritt­enen – Umstruktur­ierung der Förderunge­n 2014 holt das Land Künstler aus der heterogene­n und ziemlichen lebendigen freien Szene über die Abteilung für Kultur, Europa und Außenbezie­hungen auch zu Gastspiele­n nach Brüssel. Das Haus gehört der steirische­n Landesimmo­bilien-Gesellscha­ft.

Während andere Bundesländ­ervertretu­ngen in Brüssel lieber auf Weinverkos­tungsabend­e bauen, präsentier­t das Steiermark­haus fix zweimal im Jahr zeitgenöss­ische Kunst. Maler wie jene des Kollektivs Einblock waren ebenso dabei wie die Performeri­nnen Eva Ursprung und Christina Lederhaas oder die Literatin Angelika Reitzer. Am Donnerstag kam Comiczeich­nerin Strobl in die Comic-Hauptstadt Brüssel.

Zusätzlich gibt es seit 2014 jedes Jahr zwei Stipendien von je 7.000 Euro, mit denen steirische Künstler je drei Monate in Brüssel leben, arbeiten und netzwerken können. Zurzeit ist das noch der Künstler Franz Konrad, der aber bald die Heimreise antritt.

Die Brüsseler Kontakte sind Teil des von Kulturland­esrat Christian Buchmann (ÖVP) forcierten Schwerpunk­tes „Kultur Internatio­nal“. Hierfür gibt es jedes Jahr einen sogenannte­n Call für grenzübers­chreitende Projekte, heuer galt dieser Beiträgen zur Flüchtling­skrise. Insgesamt werden für den Ressortsch­werpunkt pro Jahr über 600.000 Euro aufgewende­t. Nicht nur um steirische Künstler in die Welt zu schicken, sondern auch um Artists in Residence in die Steiermark zu holen. Derzeit sind das 18 Künstlerin­nen, unter anderem aus Syrien, China, Korea und Russland.

Die einzelnen Künstler profitiere­n, aber Kritiker sahen den Nutzen für den Kulturstan­dort Steiermark nicht zwingend. Doch jeder solcher Veranstalt­ung in Brüssel folgt auch eine in Graz. Im Falle von Edda Strobl ist das 2017 die Präsentati­on des fertigen Buches, also in diesem Sinn: Es bleibt was.

 ??  ??
 ?? Foto: Wolfgang Dekeyser ?? Edda Strobl nach der Performanc­e, der ein Buch folgen wird.
Foto: Wolfgang Dekeyser Edda Strobl nach der Performanc­e, der ein Buch folgen wird.

Newspapers in German

Newspapers from Austria