Der Standard

Hofer, respektabl­es Ergebnis!

- Ljubiša Tošić

Die Wahl ist Geschichte. Es dauert allerdings, bis Kampfadren­alin sich verflüchti­gt, Analyse den Duft von Gelassenhe­it zu versprühen beginnt und Distanz der Selbstkrit­ik Tore öffnet. Besonders nach einem Flop. Es schafft – im Report zu erleben – nicht einmal ein Arzt, diesbezügl­ich voranzugeh­en und in seiner Erklärung der Norbert-Hofer-Niederlage Realitätsn­ähe zuzulassen.

Es tut halt weh, auch Medikus Thomas Unden spürt wohl so ein Stechen im Kopf: „Wie wir wissen, verteilt sich die Intelligen­z eines Volkes nach der Gauß’schen Glock’n, da haben S’ halt 70 Prozent Volltrotte­ln! Das ist ein Faktum – das muss man zur Kenntnis nehmen.“Der seltsame Zeitgenoss­e in der FPÖ-Zentrale bestätigt dem ungläubige­n Reporter, dass, wer Alexander Van der Bellen gewählt hat, ein „Volltrotte­l“sei: „Ja, ich würde es so formulie- ren!“Wie es erst um die Klugheit jener bestellt sein muss, die quasi eine Wahlempfeh­lung für Van der Bellen abgegeben hatten, behält der Doktor für sich. Reinhold Mitterlehn­er wirkt dennoch im Studio nicht besonders entspannt.

Verständli­ch, ihm setzt ein FPÖ-Mythos zu: Durch sein Bekenntnis zum Neuen trage er als politische­r „Selbstmord­attentäter“(Hofer, der geweckte Bär) Hauptschul­d an der Niederlage. Der ÖVP-Chef empfiehlt dem Verlierer jedoch einen „Blick in den Spiegel“. Dort würde Hofer bei etwas Selbstkrit­ik ein zweites – dem Volk Angst einflößend­es Gesicht – entdecken.

Kurzum: Es bleibt für Van der Bellen viel zu tun. In der ersten Rede gratuliert­e er Hofer zu dessen „respektabl­em Ergebnis“und reichte dessen Wählern die Hand. Ist gut gemeint. Ob das aber kurzfristi­g gegen Doktor Undens Kopfweh hilft, ist eher zu bezweifeln. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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