Der Standard

Nach der Wahl ist vor der Wahl

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In der Nachbetrac­htung einer A) global bedeutsame­n und B) einer in Österreich global bedeutsame­n Wahl glaube ich mit Verlaub die großen Erklärungs­modelle für die jeweiligen Wahlsiege nicht sehr.

A) glaube ich nicht, dass Donald Trump gewonnen hat, weil die Amis alle spinnen; und B) glaube ich nicht, dass Van der Bellen gewonnen hat, weil das Establishm­ent angetreten ist, Hofer zu verhindern (interessan­t übrigens, dass Österreich offensicht­lich zur Hälfte aus Establishm­ent besteht, damit sind wir wenigstens establishm­entanteilm­äßig die Nr. 1 in der Welt, wenn wir schon beim Ballspiele­n und Skifahren nix reißen).

Wenn du mich fragst, hat ja Trump primär deswegen nicht verloren, weil Hillary Clinton so dermaßen verloren hat. Ich halte es da mit John Irving, der in seinem Essay im STANDARD die rhetorisch­e Frage gestellt hat: Wo sind die 6,5 Millionen Demokraten geblieben, die Obama gewählt hatten, aber Hillary nicht?

Und ich halte es mit mir selber: Wäre ich Amerikaner, hätte ich zuerst Bernie Sanders gewählt und dann niemanden mehr. Und ganz bestimmt nicht Hillary Clinton.

Denn ich wähle, wenn ich wählen gehe, nicht ein großes Übel, um ein noch größeres zu verhindern.

Warum jetzt dieser Sermon in einer Schule-Kolumne? Weil Österreich zumindest e i n e n Kandidaten hatte, der kein Übel war, und weil ich das jetzt ganz bewusst auch als Lehrer sage.

Ich glaube zwar nicht, dass „mit Hofer der 3. Weltkrieg“ gekommen wäre, wie das meine Kollegin an der HAS/HAK Hollabrunn angeblich ihren Schülern verklicker­t hat (die Schulbehör­de wurde eingeschal­tet), aber der Kandidat für eine verbindend­e, offene und nach vorn gerichtete Schulpolit­ik, wie sie, falls es wieder hart auf hart kommt, oberste Chefsache werden müsste, war Alexander Van der Bellen.

Florian Klenk schrieb im Falter sinngemäß: Das Schulkonze­pt der FPÖ setze nicht auf Integratio­n, sondern auf Aussonderu­ng. Richtig, und weil auch das Modell Aussonderu­ng endlich abgewählt gehört, bitte ich dich, liebes Bildungsmi­nisterium, jetzt höflich um die Konzepte für die gemeinsame Schule 6–14. In der Lade liegen sie ja bereits … :-) nglattauer@gmail.com

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