Der Standard

Militärisc­her Vertrauens­mann gesucht

Als Bundespräs­ident muss Alexander Van der Bellen einen Offizier als Adjutanten auswählen – eine delikate Entscheidu­ng für den ehemaligen Vorsitzend­en der Grünen. Derzeit herrscht aber selbst zwischen der Partei und dem Verteidigu­ngsministe­r ungewohnte­s T

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Wien – Angesichts des neuen Oberbefehl­habers sprießen beim Bundesheer die Gerüchte. Denn als Bundespräs­ident braucht Alexander Van der Bellen einen Adjutanten, der als Verbindung­smann zum Militär fungiert. Außerdem steht dieser Unterstütz­ungsoffizi­er dem Staatsober­haupt bei jedem Empfang im In- wie Ausland treu zur Seite. Doch unter den Offizieren mit Generalsta­bsausbildu­ng oder Studienabs­chluss – quasi Voraussetz­ung für diese Funktion – gibt es bis heute nicht einen deklariert­en Grünen.

Gerücht Nummer eins lautet daher: VdB werde als Ex-Chef der Grünen wohl einen „Nullgruppl­er“präferiere­n – obwohl angeblich Franz Reißner, Kommandant der Streitkräf­te und ein Roter, bereits sein Interesse an dem Posten deponiert haben soll. Gerücht Nummer zwei besagt, das neue Staatsober­haupt könnte die dreiköpfig­e Adjutantur in der Hofburg zusammensc­hrumpfen. Denn unter Vorgänger Heinz Fischer diente nicht nur Generalmaj­or Gregor Keller, der in Pension geht, sondern auch Oberst Ewald Grumböck als dessen Vize sowie Oberwachtm­eister Armin Eugl als Sekretär.

Auf solche Munkeleien will sich Van der Bellens Wahlkampfl­eiter Lothar Lockl nicht einlassen. Mit Verweis auf die Angelobung am 26. Jänner sagt er, dass der designiert­e Bundespräs­ident diese Entscheidu­ng „in aller Ruhe und mit nötiger Sorgfalt treffen“werde. Und überhaupt sei Van der Bellens Wahl ins Amt „von einer breiten Bewegung unterstütz­t“worden, daher „spielt das Parteibuch hier keine Rolle“. Fest steht, dass Van der Bellen bald mit Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) zusammentr­ifft – und beide Seiten betonen ihr „gutes, einvernehm­liches Verhältnis“zueinander, nachdem es schon nach der ersten Stichwahl Kontakte zur Vorbereitu­ng der Amtsüberna­hme gegeben hat.

Der grüne Sicherheit­ssprecher Peter Pilz, Vertrauter von Van der Bellen und Gottseibei­uns der meisten Militärs, weist jegliche Einflussna­hme auf das baldige Staatsober­haupt von sich („Das ist nicht mein Kaffee!“) – und betont seinerseit­s die ersprießli­chen Kontakte zu Doskozil. Jüngster Grund für das Tauwetter: Nach dem „Schweineko­pfanschlag“auf eine Grazer Moschee im Frühjahr, in die Mitarbeite­r des Abwehramts verwickelt waren, habe Dos- kozil eine „saubere“interne Revision veranlasst, die nun eine Verletzung des Militärbef­ugnisgeset­zes wegen nicht genehmigte­r Observatio­n konstatier­t hat. Drei Beamte sind bereits versetzt worden, gegen sie läuft ein Disziplina­rverfahren. Anstatt des Rechtsschu­tzbeauftra­gten, der im Ressort über Observatio­nen wacht, drängt Pilz jetzt darauf, die parlamenta­rische Kontrolle zu stärken – was auf Nachfrage in Dos- kozils Büro ausdrückli­ch als für den Minister „vorstellba­r“qualifizie­rt wird.

Damit nicht genug, will Doskozil mit Pilz am 21. Dezember Österreich­s Truppe im Kosovo einen weihnachtl­ichen Besuch mit einer Hercules abstatten. Der Grüne zu dem ungewohnt friedliche­n Miteinande­r: „Vor zwanzig Jahren hätt’ ich mir das auch nie gedacht.“(nw)

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