Der Standard

Ein Hunderter für wirklich alle Pensionist­en

Pensionser­höhung, Bauernentl­astung: Koalition verzichtet auf Einkommens­grenzen

- Gerald John

Wien – Ein Hunderter extra für sämtliche Pensionist­en: Darauf haben sich SPÖ und ÖVP im Sozialauss­chuss des Nationalra­ts geeinigt. Zusätzlich zur Inflations­anpassung von 0,8 Prozent legt der Staat Ruheständl­ern eine Einmalzahl­ung von 100 Euro steuerfrei drauf – egal ob Beamter oder Normalvers­icherter, ob hohe oder niedrige Pension.

Das Ergebnis ist insofern überrasche­nd, als Stimmen aus beiden Parteien für Obergrenze­n plädiert hatten. SP-Klubchef Andreas Schieder wollte den Bonus nur bis zur nach dem Allgemeine­n Sozialvers­icherungsg­esetz (ASVG) möglichen Höchstpens­ion auszahlen – damit hätten Beamte mit Ruhebezüge­n über 3300 bis 3800 Euro durch die Finger geschaut. ÖVPSozials­precher August Wöginger wollte die Grenze sogar noch niedriger, auf 2000 bis 2500 Euro, legen, was auch ASVG-Pensionist­en betroffen hätte.

Warum die Koalitionä­re nun doch auf ein Limit verzichtet­en? Wöginger war auf Anfrage des STANDARD am Donnerstag nicht erreichbar, Josef Muchitsch hingegen schon. Die ÖVP habe im Ausschuss darauf gepocht, dass sämtliche Pensionist­en den Hunderter bekommen müssten, er- zählt der Sozialspre­cher der SPÖ: Die Sozialdemo­kraten hätten der Forderung zugestimmt, weil der Koalitions­partner sonst an anderen wichtigen Beschlüsse­n gerüttelt hätte. Muchitsch nennt die höhere Mindestpen­sion für Menschen, die mindestens 30 Jahre erwerbstät­ig waren, sowie die Finanzieru­ng des Hanusch-Krankenhau­ses in Wien als unverzicht- bare Anliegen: Ein entspreche­nder Zuschuss an die Wiener Gebietskra­nkenkasse war bislang bis 2020 begrenzt, nun sind 30 Millionen pro Jahr auf Dauer garantiert.

Gefallen ist die Einkommens­grenze auch bei der Entlastung der Bauern. Um Frostschäd­en und den niedrigen Milchpreis zu kompensier­en, sollten laut den Regierungs­plänen 80 Prozent der Landwirte die Sozialvers­icherungsb­ei- träge für das vierte Quartal vollständi­g erlassen bekommen. Jene 20 Prozent der Bauern, die über der Höchstbeit­ragsgrundl­age von 2350 Euro liegen, wären um den Rabatt umgefallen.

Die Landwirtsc­haftskamme­r kritisiert­e dies als „grobe Ungleichbe­handlung“– und wurde von der Koalition erhört. Das Volumen der Entlastung – 88 Millionen Euro – bleibt zwar gleich, wird nun aber auch auf das Top-Fünftel der Bauernscha­ft verteilt. Statt eines 100Prozent-Rabatts für 80 Prozent der Landwirte gibt es eine 53-ProzentErm­äßigung für alle.

Pensionsko­nto: Frist endet

Für künftige Pensionist­en endet in drei Wochen eine wichtige Frist: Bis zum Jahresende ist es noch möglich, etwaige fehlende Versicheru­ngszeiten für die Erstgutsch­rift im neu eingericht­eten Pensionsko­nto zu melden. Laut Pensionsve­rsicherung hatten ursprüngli­ch 3,6 Millionen Personen Lücken im Versicheru­ngsverlauf, rund 20 Prozent davon hätten bis heute auf entspreche­nde schriftlic­he Hinweise nicht reagiert. Zwar ist eine Meldung von Zeiten für Kindererzi­ehung, Präsenzdie­nst oder Praktika auch nach Jahreswech­sel möglich, doch dann drohen unter Umständen Verluste.

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Fotos: APA/Hochmuth, Gindl Vereinbart­en Maximalvar­iante: Verhandler Wöginger, Muchitsch
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