Der Standard

Grenzzaunl­ücken-Kunst in den Weinbergen

Mit einer Lücke im südsteiris­chen Grenzzaun schuf der ehemalige ÖVP-Politiker Helmut Strobl auf seinem Grundstück ein Symbol des Widerstand­es gegen die Flüchtling­spolitik. Nun errichtet Strobl mit dem Künstler Erwin Posarnig eine Installati­on gegen das Au

- Colette M. Schmidt

– Eine Installati­on mit drei Flaggen wird ab Freitag an der steirisch-slowenisch­en Grenze ein unmissvers­tändliches Statement zur österreich­ischen und europäisch­en Flüchtling­spolitik setzen. Aufgestell­t werden die – jeweils verfremdet­en – Flaggen der Steiermark, Österreich­s und der Europäisch­en Union auf dem Grundstück jenes Mannes, der vor genau einem Jahr für Aufsehen sorgte, weil er sich weigerte, den Grenzzaun über sein Grundstück bauen zu lassen: Helmut Strobl, ein viele Jahre prominente­s Mitglied der ÖVP und ehemaliger Kulturstad­trat von Graz, wo er aufgrund seiner liberalen Haltungen Ansehen in fast allen Fraktionen genoss.

Wie berichtete, hielt der 73-Jährige den Zaun für „rausgeschm­issenes Geld“, der nur die Leute beruhigen sollte, und sorgte erfolgreic­h für eine Grenzzaunl­ücke. Nun soll sich seine Haltung auf dem Grundstück, das seit über hundert Jahren im Besitz seiner Familie ist, auch optisch manifestie­ren. Gemeinsam mit dem in Graz lebenden Kärntner Aktionskün­stler Erwin Posarnig ersann er die Installati­on Borderline Syndrom/Weltreligi­onen/Untergrenz­e-Obergrenze. Ab Freitag um 15 Uhr kann sie in Hochgrassn­itzberg an der Grenzzaunl­ücke besichtigt werden.

„Borderline­syndrom steht für mich auf staatliche­r oder regionaler Ebene für Kontaktarm­ut und für Rückzug“, erklärt Posarnig: „Das steht im Widerspruc­h zum Artikel 13 zur Freizügigk­eit und Auswanderu­ngsfreihei­t in der Menschenre­chtserklär­ung.“

Posarnig stellt außerdem den Herzoghut auf dem steirische­n Wappen, der im Original ein Kreuz auf seiner Spitze trägt, in mehreren Versionen dar, auf denen jeweils das Symbol einer anderen Weltreligi­on zu sehen ist – unter anderem der Davidstern und der Halbmond. In der österreich­ischen Flagge wird in mehreren Sprachen, darunter auch Arabisch, das Thema der Ober- bzw. Untergrenz­en thematisie­rt, und auf seiner Version der EU-Flagge „taumeln die Sterne“, wie Posarnig ausführt.

Die Installati­on soll dauerhaft als „No fence“-Statement in der rund sieben Meter langen Lücke stehen bleiben. Posarnig: „Sie steht auf Helmut Strobls Privatgrun­dstück, ist aber trotzdem als Kunst im öffentlich­en Raum wahrnehmba­r.“

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Der 2015 errichtete Grenzzaun zwischen der Südsteierm­ark und Slowenien erntete vielfach Kopfschütt­eln. Als Zeichen der Kritik werden hier nun Flaggen mit verfremdet­em Motiv (oben) aufgestell­t.
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