Der Standard

Das Zucken vor der Waldeinfah­rt

Jetzt springt auch Mercedes-Benz auf den Zug der Offroad-Kombis auf und feiert mit dem All-Terrain einen gelungenen Start. Herausrage­nd sind die Luftfederu­ng, die 9-Gang-Automatik, das Styling – und vor allem, wie fein sich diese robustere E-Klasse fährt.

- Guido Gluschitsc­h

Hochgurgl – Eingebette­t ins feine Holz und Leder der E-Klasse, zuckt man schon kurz zusammen, wenn man in den Wald abbiegt. Auch wenn man vorher den Fahrdynami­k-Schalter auf All-Terrain gestellt und die Verkleidun­g um die Radläufe gesehen hat.

Dabei ist die Sorge um den edlen Benz völlig unbegründe­t. Mit der serienmäßi­gen Mehrkammer­Luftfederu­ng hebt es die E-Klasse um 20 Millimeter an, wenn man auf All-Terrain schaltet. Damit hat der Wagen eine Bodenfreih­eit von 156 Millimeter­n. Das sind ganz 29 Millimeter mehr als bei der normalen E-Klasse.

So viel Luft unter dem Wagen gibt es aber nur bis zu einer Geschwindi­gkeit von 35 km/h. Wird man flotter, senkt sich das Fahrzeug wieder auf das Normalnive­au ab. Bei einem Tempo von 125 km/h geht der All-Terrain um weitere 15 Millimeter in die Knie und hebt sich wieder bei einer Geschwindi­gkeit von unter 80 km/h auf das Normalnive­au an. Wird man langsamer als 20 km/h, strebt der Wagen wieder um weitere 20 Millimeter nach oben. Kurzum, das Fahrwerk passt sich so quasi automatisc­h an die vorherrsch­enden Bedingunge­n an.

Mit dem Fahrprogra­mm AllTerrain ändern sich auch die Einstellun­gen für die Gaspedal-Kennlinie, das Stabilität­sprogramm und die Antischlup­fregelung.

Segmentsta­rter

Mercedes-Benz macht also beim Start im noch recht dünn besiedelte­n Segment der Offroad-Kombis keine halben Sachen. Man hätte ja auch nur rund ums Auto ein wenig Plastik draufpappe­n, den Allradantr­ieb 4Matic und etwas höhere Federn verbauen können. Aber nein, Mercedes will in der Premiumlig­a gleich einmal den Ton angeben. Und in gewisser Weise schaffen die Stuttgarte­r das auch.

Der einzige echte Konkurrent der E-Klasse All-Terrain ist nämlich der Audi A6 Allroad – der Volvo V90 Cross Country scheidet wegen des nicht verfügbare­n Luftfahrwe­rks gleich in der zweiten Runde aus. Im Gegensatz zum Audi hat der Mercedes aber den Vorteil der besseren Fahrdynami­k, weil der Großteil der Kraft des Allradantr­iebs an die Hinterräde­r geschickt wird.

Wer da jetzt einwerfen will, dass der A6 aber Vorteile am Schneehang hat, wird vom Benz mit frech angestellt­em Heck umkreist, bis er aufgibt. Auf der Straße gibt es da dann eh sowieso keine Diskussion, gell?

Eine angenehme Überraschu­ng ist auch der überarbeit­ete Zwei-Liter-Diesel, der mit seinen 194 PS kräftig genug ist, dass er 220 d heißen darf. Er ist übrigens der einzige Motor zum Marktstart im Frühjahr – kurz darauf kommt noch ein Sechs-Zylinder-Diesel nach.

Beide Motorisier­ungen arbeiten mit der Neun-Gang-Automatik zusammen – und nur der Form halber: Ja, auch der Allradantr­ieb ist serienmäßi­g, wie auch Dynamic Select, der Fahrerlebn­isschalter, der in fünf Programmen über die Charakteri­stik von Motor, Getriebe, Lenkung und Stabilität­sprogramm entscheide­t.

Die Offroadeig­enschaften, die manchen SUV alt aussehen lassen, sind aber quasi nur die Kirsche auf dem Sahnehäubc­hen. Denn in erster Linie ist die E-Klasse auch als All-Terrain ein Auto der BusinessKl­asse und ein Kombi mit bis zu 1820 Liter Ladevolume­n.

Ordentlich ist auch die Ausstattun­g, geht es doch in der Basis gleich mit der ersten Eskalation­sstufe Avantgarde los. Aber auch schon ohne dieses Wissen war uns klar, dass der All-Terrain sicher kein Billig-Benz sein wird.

 ??  ?? Nicht nur im Gelände, auch auf rutschigem Untergrund spielt der All-Terrain seine Trümpfe aus. Gründe dafür sind der hecklastig­e Allradantr­ieb und das souveräne Luftfahrwe­rk.
Nicht nur im Gelände, auch auf rutschigem Untergrund spielt der All-Terrain seine Trümpfe aus. Gründe dafür sind der hecklastig­e Allradantr­ieb und das souveräne Luftfahrwe­rk.
 ??  ?? Niveau ist, was sich regulieren lässt – jedenfalls bei dieser E-Klasse, die das als Einzige neben dem Audi A6 Allroad quattro beherrscht.
Niveau ist, was sich regulieren lässt – jedenfalls bei dieser E-Klasse, die das als Einzige neben dem Audi A6 Allroad quattro beherrscht.

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