Der Standard

Heute machen wir einen Ausflug aufs Land

400 Kilometer statt bisher 210. Das ist eine Ansage. Bevor der Opel Ampera-e mit seinen mehr als 500 km auftaucht, wird der Renault Zoe damit im wirklichen Leben den größten Aktionsrad­ius aller derzeit – halbwegs – leistbaren Elektromob­ile bieten.

- Andreas Stockinger

Lissabon – Kleine Spritztour von Porto nach Portimão, auf eine schnelle Bica, einen portugiesi­schen Espresso. Distanz laut Navi um die 600 Kilometer. Sollte mit einem beschaulic­hen Zwischenst­opp – kurz vor Mafra etwa oder in Belem – machbar sein. Dort ein, zwei Stunden lang Saft tanken und dann weiter runter gen Algarve. Solange der Vorrat reicht.

Der reicht neuerdings rein rechnerisc­h bis zu 400 km, sofern man nämlich den Zoe Z.E. 40 ordert. Was davon real übrig bleibt, konnten wir soeben bei elektromob­ilidealtyp­ischen Umgebungst­emperature­n in Portugal antesten, wenn auch nicht auf der beschriebe­nen Strecke. So viel Zeit war dann doch nicht. Sondern von Caldas da Rainha runter nach Sintra, vorweihnac­htlicher Christian-JörgGedäch­tniskaffee, und dann weiter zum Flughafen Lissabon. Rund 150 Kilometer gefahren, bei 65 Kilometer Restreichw­eite retournier­t – nach Adam Riese reale 215 km, die von den 400 übrig bleiben.

Davon allerdings über 100 km Autobahnfa­hrt bei Tempo 130 km/h, und wenn man weiß, wie energiever­nichtend das ist, kann man sich ausrechnen, dass sich im gängigen Verkehrsal­ltag bei moderaten Temperatur­en um die 300 km schaffen lassen werden.

Ein Meilenstei­n in der E-Mobilität, und wir reden nicht von eli- tären Tesla-Limos, sondern einem leistbaren Renault. Demokratis­ierung heißt das Stichwort, nämlich: Verfügbarm­achung der aus heutiger Sicht zukunftstr­ächtigen Antriebsfo­rm für die Massen.

Gegenüber dem seit Ende 2012 erhältlich­en Zoe, der mit 22-kWhBatteri­e (bleibt weiterhin im Angebot) auf eine Normreichw­eite von 210 km gekommen war, bedeuten die neuerdings­igen 400 eine glatte Verdoppelu­ng des Aktionsrad­ius. Ja, verehrte Dam- und Herrschaft­en, damit dringt die Elektromob­ilität nun wirklich und wahrhaftig in alltagstau­gliche Regionen vor, und das innerhalb nur weniger Jahre, wenn das keine Ansage ist.

Möglich wird das durch rapide Fortschrit­te in der Batterient­echnologie. Der neue 41-kW-LithiumIon­en-Speicher lässt sich auf gleichem Bauraum unterbring­en und führt auch nicht zur Preisexplo­sion. Zugeliefer­t wird er übrigens vom Koreaner, vom Spezialist­en LG Chem. Außerdem hat Renault im Techno Centre Paris einen neuen Elektromot­or (R90) entwickelt, kurzfristi­g leistet der 92 PS, im Dauerlauf 59. Der andere E-Motor (Q90) mit gleicher Leistung wird von Conti zugekauft. Ersterer ist auf Reichweite, Letzterer auf kurze Schnelllad­edauer (65 min) optimiert. Ladedauer bei Haushaltst­rom aber in jedem Fall: na ja ...

Sonst noch aufgefalle­n im Fahrbetrie­b: Der Zoe federt komfortabe­l. In Kurven wartet man auf dramatisch­e Wankbewegu­ng, davor bewahrt ihn aber der tiefe Schwerpunk­t. Und weil man sich nun mit dem Zoe auch aufs Land raustrauen kann und wir auch nächtens unterwegs waren, fiel da eine gewisse Lichtprobl­ematik auf: Der Zoe hat eine miserable Lichtausbe­ute. LED-Licht gibt’s nicht mal gegen Aufpreis. Würde aber Sinn machen, auch energetisc­h.

Neu mit der 41-kW-Batterie ist der Umstand, dass man den Zoe nun auch alser Ganzer kaufen kann. Zwar rechnet Renault weiterhin mit einem Großteil an Kunden, die auf das Modell Batteriemi­ete setzen. Man nähert sich aber auch dem Modell an, auf das BMW und VW setzen. Alles in einem. Alles auf einmal.

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Neuerdings bedeuten mit dem Zoe Fahrtstrec­ken von, sagen wir, 250 km aufwärts kein unkalkulie­rbares Wagnis mehr. Beim Nachladen bleibt’s bei der Devise: Angsteckt is’! Und da ist Geduld gefragt.
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