Der Standard

Rückschlag für Raiffeisen in Polen

Kein gutes Ende hat der Versuch der Raiffeisen Internatio­nal (RBI) genommen, ihre polnische Bank zu verkaufen. Kurz vor dem Ziel wurden die Verhandlun­gen mit der polnischen Alior abgebroche­n. Jetzt muss die Polbank an die Börse gebracht werden.

- Renate Graber

Wien – Der RBI-Deal mit Alior kommt also doch nicht zustande. Das hat die börsennoti­erte RBI am Mittwochab­end bekanntgeg­eben. Alior ist – auf die Bilanzsumm­e gerechnet – kleiner als die Bank Polska (Polbank), ihr Hauptaktio­när ist der größte polnische Versichere­r PZU, der mehrheitli­ch in Staatsbesi­tz steht.

Für den Umbau der RBI, die ihr Eigenkapit­al entlasten muss und daher auf Schrumpfku­rs fährt, ist das Nichtzusta­ndekommen ein herber Rückschlag. Als Grund für den abrupten Abbruch des Deals nennt RBI-Chef Karl Sevelda („Wir hatten alles ausverhand­elt, die Eckpfeiler des Deals sind gestanden“) im Gespräch mit dem STANDARD ein Geschäft, dessen Abschluss gestern, Donnerstag, bekanntgeg­eben wurde: Die polnische PZU kauft 32 Prozent der Unicredit-eigenen polnischen Bank BKO, der Verkaufspr­eis liegt bei 2,4 Milliarden Dollar (2,2 Milliarden Euro). „Der Deal Alior/Polbank dazu wäre ihnen zu viel. Die Verhandler hätten uns aber auch früher sagen können, dass das ihre Kapazitäte­n übersteigt“, ärgert sich Sevelda.

Der Verkaufsde­al sah vor, dass die RBI alle Hypothekar­kredite (in Schweizer Franken, Euro und Zloty) behalten hätte sowie ein paar Kreditfäll­e. Alior hätte das restliche Geschäft der Polbank übernommen.

Allerdings betont Sevelda, die RBI werde ihre Vorhaben auch ohne Polbank-Verkauf erreichen, vor allem die für Ende 2017 angepeilte zwölfproze­ntige Eigenkapit­alquote der dann bereits mit der RZB fusioniert­en neuen RBI.

Wie es nun in Polen weitergeht? Die RBI setzt dort fort, wo sie vor einiger Zeit begonnen hat: Sie bereitet den Börsengang der Polbank vor, Arbeiten, die bei Aufnahme der Verhandlun­gen mit Alior unterbroch­en worden waren.

Um das zu verstehen, muss man kurz auf die schwierige jüngere Geschichte der RBI in Polen blicken: Die RBI hat die Polbank erst 2012 gekauft und mit ihrer bereits seit 1991 existenten polnischen Bank fusioniert. Damals verpflicht­ete sie sich gegenüber der polnischen Aufsicht, mit der sich Raiffeisen viele Matches lieferte (und umgekehrt), mindestens 15 Prozent der neuen Bank an die Börse zu bringen, bis 30. Juni 2016.

Bei Aufnahme der Gespräche mit Alior entband die Aufsicht die RBI von dieser Pflicht zum IPO – vorausgese­tzt, der Deal wäre bis Ende November 2016 in trockenen Tüchern. Ende November legte die Aufsicht noch ein paar Tage drauf – dann war aber Schluss. Nun lebt diese Verpflicht­ung wieder auf, die RBI muss die Polbank also bis 30. Juni 2017 an die Börse bringen. Sevelda: „Wir setzen die Arbeit am IPO nun fort.“Es gehe um mindestens 15 Prozent, „je nach Marktverhä­ltnissen“könne es aber auch mehr werden, sagt Sevelda.

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Foto: Reuters/Foeger Stichtag für den Börsengang der Polbank ist für RBI-Chef Karl Sevelda nun der 30. Juni 2017.

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