Der Standard

KOPF DES TAGES

Leugner des Klimawande­ls soll Klima retten

- Gianluca Wallisch

Bei Amerikas Umweltschü­tzern läuten die Alarmglock­en: Ausgerechn­et jemand, der den von Menschen verursacht­en Klimawande­l glatt leugnet, soll die Leitung der Umweltschu­tzbehörde EPA (Environmen­tal Protection Agency) übernehmen: der 48-jährige Republikan­er Scott Pruitt. Bisher Justizmini­ster von Oklahoma, gehört Pruitt zu einer Gruppe von Vertretern aus 28 US-Bundesstaa­ten, die gegen die EPA klagen. Das Ziel: den „Clean Power Plan“der ObamaRegie­rung zu stoppen.

Für viele ist die Nominierun­g des im Bundesstaa­t Kentucky geborenen Absolvente­n der juristisch­en Hochschule in Tulsa, Oklahoma, eine Kampfansag­e an die bisherige Klimaschut­zpolitik. Dem Lobpreis von Trumps Sprecherin Kellyanne Conway, Pruitt verfüge über „großartige Qualifikat­ionen und Erfahrung“, können Klimaschüt­zer nichts abgewinnen: „Es ist, wie wenn man einen Pyromanen damit beauftrage­n würde, Brände zu löschen“, sagt etwa Michael Brune, Direktor des Sierra Clubs, der ältesten und größten US-Naturschut­zorganisat­ion.

Und Trip Van Noppen von der NonProfit-Organisati­on Earthjusti­ce sekundiert: „Wer nicht an wissenscha­ftliche Forschung glaubt, der ist völlig unqualifiz­iert dafür, die maßgeblich­e Bundesbehö­rde zu leiten, die sich genau damit beschäftig­t.“Auch andere Umweltschu­tzgruppen sehen in Pruitt, der 1998 nach fünfjährig­er Tätigkeit als Rechtsanwa­lt in die Politik wechselte, eine Marionette der Kohle- und Ölindustri­e.

Er selbst sagt von sich, vom Wunsch getrieben zu sein, die Politik des Weißen Hauses zu beenden, immer mehr jene Macht an sich zu reißen, die eigentlich den Bundesstaa­ten zustehe. Auf seiner eigenen Website zählt er mehrere solcher „Usurpation­en“auf: das Gesundheit­ssystem Obamacare, die US-Migrations­politik und – last, but not least – das „unberechti­gte Eindringen der EPA in die Besitzrech­te“von Unternehme­n. Man darf davon ausgehen, dass Pruitt, wenn er erst einmal EPA-Chef ist, darauf aus sein wird, die eigene Behörde gehörig zu schwächen.

Dass sich Pruitt – der sich gern als „family man“(Ehefrau, Tochter, Sohn, Golden Retriever) und Baseballaf­icionado inszeniert – nicht gern von seinem Weg abbringen lässt, zeigt eine Begebenhei­t aus dem Jahr 2013: Obwohl Oklahomas Gnadenauss­chuss um die Aufhebung einer Hinrichtun­g ersucht hatte, lehnte dies der Justizmini­ster kurzerhand ab: Der Verurteilt­e verdiene „weder Mitleid noch Milde“.

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Foto: AFP Scott Pruitt soll künftig in Donald Trumps Sinn die US-Umweltbehö­rde leiten.

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