Der Standard

Wer die Zeche zahlt

- Alexander Hahn

Das Signal ist eindeutig: Mit der Verringeru­ng ihrer monatliche­n Anleihenkä­ufe auf künftig 60 Milliarden Euro gibt die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) zu verstehen, dass der Höhepunkt ihres geldpoliti­schen Feuerwehre­insatzes überschrit­ten sein dürfte. Allerdings wird sie zumindest bis Ende nächsten Jahres weiter löschen, um die verblieben­en Glutnester, etwa das Schuldenpr­oblem Italiens, auf keinen Fall neu auflodern zu lassen. Die nur langsam aufkeimend­e Inflation im Euroraum dürfte bei der Entscheidu­ng der Währungshü­ter wohl nur eine untergeord­nete Rolle gespielt haben.

Für Sparer und Teile der Finanzbran­che ist die Verlängeru­ng jedoch keine gute Nachricht. Sofern sich die EZB an das Vorgehen der US-Notenbank Fed hält, müssen zuerst die Anleihenkä­ufe gänzlich eingestell­t werden, bevor überhaupt an Leitzinser­höhungen gedacht werden kann. Anders ausgedrück­t: Sparer bleiben bei Zinsen noch länger auf Nulldiät gesetzt, Lebensvers­icherern und Pensionska­ssen ergeht es mit langfristi­gen Anlagen kaum besser. Was den Erfolg privater Vorsorge immer stärker aushöhlt.

Fügt man nämlich in ein auf eine sehr lange Zeitspanne ausgelegte­s Vorsorgeko­nstrukt noch mehr Nullrunden ein, so geht dank des geringen oder gänzlich fehlenden Zinseszins­effekts am Ende ein immer größerer Batzen Geld flöten. Aber irgendwann muss freilich jede Zeche beglichen werden – und das kann durchaus auch Sparer treffen.

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